Das Unternehmen entstand 1882 unter dem Namen R. Seelig & Hille als Handelsfirma zum
Vertrieb asiatischer Waren. Im Ladengeschäft auf der Seestraße 10, ab 1886 auf der Prager Straße 30/32 wurden neben Tee auch chinesisches und japanisches Porzellan, Paravents, edle
Stoffe und Kleider verkauft. Erst nach Übergabe des Unternehmens an die Nachfolger Rudolf Anders und Eugen Nisslé spezialisierte sich der Betrieb auf den Verkauf von Tee, der in
Blechdosen und in verschiedenen Mischungen an die Haushalte verkauft wurde. 1888 ließen die neuen Inhaber den Namen “Theekanne” als eines der ersten deutschen Warenzeichen schützen.
Zweigbetriebe entstanden später in Tetschen-Bodenbach (Decin/Tschechien) und Salzburg (Österreich). Durch geschicktes Marketing und begünstigt durch die 1906 erfolgte Senkung der
Teezölle gelang es dem Unternehmen, den Tee auch in Kreisen der einfachen Bevölkerung populär zu machen und den Absatz zu steigern. 1911 erhielt die Firma Teekanne für ihre Produkte eine
Goldmedaille der I. Internationalen Hygieneausstellung. Zwei Jahre später meldeten sie unter den Namen “Teefix” und “Pompadour” einen mit Tee gefüllten kleinen Mullbeutel mit Faden zum Patent
an, so dass das Unternehmen als Erfinder des Teebeutels in die Geschichte einging. Um in den Jahren des Ersten Weltkrieges auch die Frontsoldaten mit Tee versorgen zu können, produzierten die Inhaber
die nun als “Teebombe” bezeichneten Beutel in größeren Stückzahlen und verhalfen dem neuartigen Produkt so zum
Durchbruch. Vorteil des Teebeutels war, dass dieser einfach in heißes Wasser gehängt werden konnte und so das umständliche Kochen spürbar erleichterte. Nachkriegszeit und Inflation führten zunächst zu einem Rückgang der
Absatzzahlen, welche sich jedoch Mitte der Zwanziger Jahre wieder stabilisierten. Mittels dekorativer Teedosen und
günstiger Handelspackungen für Kleinverbraucher konnten schon bald wieder Rekordumsätze verzeichnet werden. 1929 wurde eine automatische Teebeutelpackmaschine entwickelt, welche erstmals auf der Leipziger Frühjahrsmesse
präsentiert und am 1. Januar 1930 zum Patent erhoben wurde. Der Erfolg der “Teekanne”-Produkte erforderte eine Erweiterung der Produktionsräume, so dass die Firma im August
1930 das Grundstück Zwickauer Straße 27 erwarb und dort ihren neuen Sitz nahm. Unter den traditionellen Markenbezeichnungen “Teefix” und “Pompadour” gingen die hier gefertigten Teebeutel in alle Welt. Zur Verbesserung
des Geschmacks setzte man nun statt Mull ein eigens entwickeltes perforiertes Spezialpergamentpapier für die
Teebeutelfertigung ein. Außerdem entwickelte die Tochterfirma Maschinenbau GmbH Seelig & Hille Spezialmaschinen
zur Verpackung des Tees, welche man auch an andere Hersteller verkaufte. 1934 kam die Verpackungsmaschine “Reliance” auf den Markt, welche eine vollautomatische Portionierung und Abfüllung des Tees ermöglichte.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Betrieben auf der Zwickauer Straße
überstand das Stammhaus “Teekanne” den Luftangriff ohne größere Schäden. Nach Verstaatlichung des Betriebes wanderten die Eigentümer nach Düsseldorf aus
und gründeten die Firma “Teekanne” dort neu. Die Dresdner Produktionsanlagen wurden wenig später demontiert und
nach Radebeul überführt, wo das Unternehmen mit der Firma Otto Weber zusammengeschlossen und ab 1953 als VEB Kaffee
& Tee Radebeul bis zur Wende tätig war. 1991 konnten die Erben der Alteigentümer ihren Betrieb zurückkaufen. Heute firmiert das Unternehmen wieder unter seinem traditionellen Namen “Teekanne”. Neben dem Stammsitz in
Düsseldorf und dem Betriebsteil in Radebeul (Teehaus GmbH) gibt es weitere Zweigbetriebe, u. a. in Fulda, Salzburg, Krakau (Polen), Alicante (Spanien) und Windsor (USA). Das ehemalige Stammhaus auf der Zwickauer Straße 27
(Foto) diente nach dem Auszug der Firma “Teekanne” als Sitz des VEB Autobahnbaukombinates, später als
Domizil der zuletzt zum österreichischen Maculan-Konzern gehörenden Bau Union Süd GmbH. 1995 entstand für diese ein moderner Ergänzungsbau an der Hahnebergstraße.
1996 musste der Betrieb jedoch nach Insolvenz schließen. Heute haben in beiden Gebäuden verschiedene Unternehmen ihre Büros. Auch die Teekanne GmbH unterhält seit einigen Jahren wieder ein Niederlassung in diesem Haus.
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