Der nordwestliche Teil Dresdens, zwischen der Elbe und den Hängen der Hellerberge
gelegen, war noch bis ins 19. Jahrhundert ein rein ländliches Gebiet. Die hier gelegenen Dörfer entstanden meist als slawische Gründungen zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert.
Allerdings war das Gebiet bereits in ur- und frühgeschichtlicher Zeit besiedelt, wie verschiedene Funde beweisen. Im Zusammenhang mit der deutschen Ostexpansion
wurden die slawischen Siedlungen in das deutsche Herrschaftsgebiet einbezogen und christianisiert. Hauptort war das Kirchdorf Kaditz, zu dessen Kirchspiel die Dörfer
Pieschen, Trachau, Mickten und Übigau gehörten. Hinzu kam später die aus verstreuten Weingütern bestehende Gemeinde Trachenberge.
Das Gebiet am Elbufer war recht fruchtbar und ertragreich. Neben Feldwirtschaft war auch der Weinbau von Bedeutung.
Lediglich die häufigen Überschwemmungen der Elbe und deren Nebenarme schränkten die Nutzung des Areals ein. In
der Nähe der heutigen Mündung der Flutrinne lag bis ins 19. Jahrhundert ein Werder. Hier wurden einst im Frühjahr die Hütten der Elbfischer aufgestellt, die auf Lachszug gingen. Erst nach dem Bau der Eisenbahnstrecke Dresden - Leipzig und dem Ausbau der wichtigen Ausfallstraßen Leipziger und Großenhainer Straße entwickelten sich die Dörfer zu Industrie- und Wohnvororten Dresdens. Während sich entlang der
Bahnlinie vorrangig Gewerbebetriebe ansiedelten, wurden die übrigen Fluren zwischen den Dörfern schrittweise mit
Wohnvierteln bebaut, so dass heute die alten Flurgrenzen kaum noch erkennbar sind. 1897 und 1903 wurden die ehemals selbstständigen Gemeinden nach Dresden eingemeindet.
Neben neuen Schulen, Kirchen und öffentlichen Bauten entstanden nach der Jahrhundertwende auf Kaditzer Flur das Dresdner Klärwerk (1909) und der Luftschiffhafen (1913). 1918-1921 wurde zwischen Kaditz und Übigau die Flutrinne
zum Schutz vor Elbehochwasser angelegt. Kaditz, welches durch den Bau der Autobahn von den übrigen Orten getrennt
wurde, konnte sein ländliches Bild bis zur Gegenwart teilweise bewahren, während in den übrigen Ortsteilen meist
städtische Bebauung mit Mehrfamilienhäusern dominiert. Nach 1990 entstand auf den verbliebenen Freiflächen der neue Stadtteil Kaditz-Mickten mit dem Einkaufszentrum Elbepark.
Kaditzer Tännicht. Als Kaditzer Tännicht wurde einst ein heute fast vollständig verschwundenes Waldstück bezeichnet, welches das Gebiet
nördlich des Kaditzer Dorfkerns bis nach Radebeul und zur Jungen Heide einnahm. Insgesamt betrug dessen Fläche ca.
50 Hektar, die durch den heute zum Großteil verfüllten Seegraben, einen Altarm der Elbe, in Vorder- und Hintertännicht
geteilt war. Bereits in slawischer Zeit lebten hier Menschen, wie archäologische Funde aus dieser Zeit beweisen. Das Holz
wurde früher von den Bewohnern der angrenzenden Dörfer als Bau- und Brennmaterial genutzt. Noch 1905 fand eine
Auktion mit Kiefernholz aus diesem Wäldchen statt. Außerdem nutzte man das Tännicht als Futterstelle für Schweine und als Zuflucht in Kriegszeiten.
Bereits um 1890 begann jedoch die zunehmende Dezimierung des Baumbestandes zugunsten neuer Wohngebäude rund um den heutigen Riegelplatz. Pläne der Stadt sahen
nach der Eingemeindung u. a. die Anlage eines großen Friedhofes bzw. eines Krankenhauskomplexes mitten im Tännicht vor. Doch erst 1927 wurde das Kaditzer Tännicht bis auf geringe Reste
vollständig abgeholzt. An seiner Stelle entstand Mitte der Dreißiger Jahre die Siedlung an der Kötzschenbroder Straße. Flutrinne:
1902 erwarb die Stadt Dresden den zuvor als Weidefläche genutzten südlichen Teil des Elbbogens und schuf für dieses
Areal einen Bebauungsplan. Geplant war neben dem Bau des Klärwerkes und eines Flugplatzes die Anlage zweier
Flutrinnen zum Hochwasserschutz. Außerdem sollten mehrere neue Brücken über die Elbe und die neu angelegte Flutrinne
errichtet werden. Obwohl die Planungen bis 1913 weitgehend abgeschlossen waren, verhinderte der Beginn des Ersten Weltkrieges zunächst die weitere Realisierung.
Erst 1918 bis 1922 wurden die Pläne in die Tat umgesetzt und die südliche Flutrinne zwischen Mickten und Kaditz
angelegt. Für den Bau nutzte man teilweise einen alten Elbarm, der sich bei Hochwasser mit Wasser füllte und somit zu
einer Entlastung der Uferflächen beitrug. Die Erdarbeiten erledigten meist Arbeitslose im Rahmen von Notstandsarbeiten.
Auf einer Länge von ca. 2,7 Kilometern wurde eine 40 Meter breite Sohle ausgehoben. Ihre erste Bewährungsprobe
bestand die neue Flutrinne beim Hochwasser Anfang des Jahres 1920, bei dem ein Elbpegel von 7,72 Meter erreicht wurde.
Obwohl sich schon bald zeigte, dass die vorhandene Rinne bei größeren Fluten nicht ausreichen würde, wurde die bei
Radebeul geplante zweite Rinne nicht realisiert. Stattdessen entschied man sich 1925 zu einer Erweiterung der vorhandenen Rinne auf 119 m Sohlenbreite, die zwischen 1927 und 1929 erfolgte. Das beim Bau der Flutrinne
angefallenen Erdreich diente zum Auffüllen des Wasserwerksgeländes in Tolkewitz und zur Erhöhung der Deiche im Raum
Stetzsch/Gohlis. Die Quader, die zur Uferbefestigung benötigt wurden, stammten aus dem Abbruchmaterial der früheren
Bastion Merkur an der Wallstraße. Im Zusammenhang mit der Erweiterung der Flutrinne wurde auch die Böcklinstraße abgesenkt, so dass das Hochwasser seitdem ungehindert nach beiden Seiten zu- und abfließen kann.
Ab 1927 konnte die Flutrinne im Verlauf der Sternstraße auf einer 132 m langen Brücke aus Meißner Granit überquert
werden. 1936 folgte die 1995/98 erneuerte und verbreiterte Autobahnbrücke. Eine weitere Brücke mit 160 m Länge
wurde 1997/98 an der Washingtonstraße errichtet. Obwohl die Flutrinne ihre Aufgaben beim Hochwasserschutz meist
erfüllen konnte, genügte sie beim bislang schwersten Elbehochwasser im August 2002 nicht den Anforderungen, was zur
Überflutung weiter Teile von Kaditz und Mickten führte. Abflusshindernisse wie die Anfang der 50er Jahre entstandene ehemalige Eisenbahnbrücke der Kaditzer Industriebahn wurden deshalb beseitigt. Außerdem wird eine Freilegung des zum
Großteil verfüllten Seegrabens an der Stadtgrenze zu Radebeul erwogen. Video: Impressionen vom Hochwasser in der Kaditzer Flutrinne in Dresden (6. Juni 2013)
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