Altkaditz



Der Dorfplatz von Altkaditz, zwischen 1899 und 1904 Lutherplatz genannt, gehört zu den besterhaltenen im Stadtgebiet. Typisch sind die Giebelhäuser des alten Straßenangerdorfes, die sich eng aneinander reihen und auf frühere Erbteilungen zurückgehen. Erst 1635 wurde durch eine Änderung des Erbrechts die weitere Zersplitterung der Güter verhindert. Ursprünglich bestanden die meisten Gehöfte aus Wohnhaus, Stall, Scheune und Auszugshaus. Trotz verschiedener Umbauten blieb diese Grundstruktur bei den meisten Höfen bis zur Gegenwart erhalten, auch wenn die einst landwirtschaftlich genutzten Nebengebäude heute anderen Zwecken dienen.

Bemerkenswert sind Spruchtafeln und Schlußsteine an den Portalen vieler Bauernhöfe, die an frühere Besitzer und Dorfbrände erinnern. So finden sich an der Pforte des 1816 errichteten ehemaligen “Schumannschen Gutes” (Nr. 15) zwei gekreuzte messerartige Werkzeuge, welche eine Pflugschar symbolisieren. In den Obergeschossen einiger Häuser sind noch Laubengänge erhalten geblieben. Weinspaliere und ehemalige Weinkeller weisen auf die Weinbautradition des Dorfes hin.

Zu den schönsten Gebäuden gehören die Häuser Altkaditz Nr. 15, 23 und 30. Interessant sind auch die aus der alten Dorfkirche hervorgegangene Emmauskirche und das Pfarrhaus von 1668. Auf dem Kirchhof steht die über 1000-jährige Kaditzer Linde. 2003 wurde auf dem Dorfplatz ein Gedenkstein in Erinnerung an die Eingemeindung des Dorfes 1903 aufgestellt. Unweit davon erinnert eine Hochwassersäule an frühere Elbfluten. Die älteste Markierung datiert aus dem Jahr 1432. Die Säule wurde nach 1990 saniert und ist an dem kleinen Fußweg zu finden, welcher vom Dorfplatz zum Elbufer führt (Foto).

 

Einzelne Gebäude:

Nr. 1: Das zweigeschossige Wohn-Stall-Haus entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Teil eines Dreiseithofes. Wie fast alle Gehöfte weist es mit dem Giebel zum Dorfplatz, der hier in Massivbauweise gestaltet ist. Rückwärtig schließt sich ein Fachwerkteil mit auskragender Laube im Obergeschoss an. Später wurde dem Haus noch ein Anbau hinzugefügt. Verschiedene Schmuckelemente am Giebel stammen aus der Zeit um 1900.

Schneiders Bier- und Weinschank (Nr. 2): 1844 erhielt der Besitzer des Bauerngutes Altkaditz 2 Carl Gottlob Findeisen die Konzession zur Eröffnung einer kleinen Weinschänke, wobei er die Gastwirtschaft zunächst nur im Nebenerwerb betrieb. An den Gründer erinnert noch heute eine Schrifttafel am Giebel des Hauses mit der Inschrift: Weinschank von C.G. Findeisen, Willkommen. Alle die Ihr hier kehrt ein. Es wird Euch erquicken ein gut Glas Wein. Nach einem Besitzerwechsel entstand 1885 ein flaches Nebengebäude mit einem zusätzlichen Vereinsraum.

1911 übernahm Karl Max Schneider das Lokal, welches seitdem den Namen "Schneiders Bier- und Weinschank" trug. Nicht zuletzt durch die Anlegung eines großen Gästegartens entwickelte sich die rustikale Dorfschänke zum beliebten Ausflugsziel der Dresdner. Außerdem fanden gelegentlich Blasmusikkonzerte und Treffen Kaditzer Vereine statt. 1975 wurde das Gasthaus geschlossen und dient seitdem nur noch Wohnzwecken.

 

Foto: Dorfplatz Altkaditz mit Werbetafeln für “Schneiders Weinschank” (Altkaditz Nr. 2)

Nr. 4: An die in der ersten Hälfte der 19. Jahrhundert errichtete großzügige Hofanlage erinnert heute nur noch ein gemauerter Torbogen, dessen Schlusstein die Initialen „J.B.F. 1899“ nach einen früheren Besitzer trägt. Die Gebäude dieses Gehöfts fielen 1905 einem Brand zum Opfer und entstanden danach in heutiger Form. Toreinfahrt und die angrenzende Grudstücksmauer stehen unter Denkmalschutz.

Nr. 7: Auch diese Gebäude waren einst Teil eines Dreiseithofes, der jedoch 1905 einem Großbrand zum Opfer fiel. Ältester Teil ist das noch aus der Erbauungszeit stammende Seitengebäude von 1880. Das heutige Wohnhaus, ein markanter Fachwerkbau (Foto) entstand 1906 und zeigt bereits Elemente des städtischen Villenstils. Die gesamte Hofanlage steht exemplarisch für die baulichen Veränderungen in den landwirtschaftlich geprägten Dresdner Vororten zu dieser Zeit.

Nr. 8: Wie die meisten erhaltenen Wohngebäude von Altkaditz steht auch dieses zweigeschossige Wohnstallhaus unter Denkmalschutz. Es entstand als Teil eines Bauernhofes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und besitzt einen massiven Giebel zum Dorfplatz. Weitere Gebäudeteile sind in Fachwerkbauweise ausgeführt. Leider wurde das ursprüngliche Erscheinungsbild durch spätere Sanierungsmaßnahmen zum Teil beeinträchtigt.

Nr. 9: Dieses zweigeschossige Fachwerkhaus mit einem aufwändig gestaltetem Giebel gehört zu den ältesten Bauten im Dorfkern und stammt vermutlich noch aus dem 18. Jahrhundert. Gut erhalten ist noch der vordere Teil mit drei Fensterachsen, Fachwerkgiebel und einem mit Biberschwanzziegeln gedeckten Satteldach. Der hintere Gebäudeanbau entstand erst nach dem Großbrand von 1906 in massiver Bauweise und ist vom älteren Teil durch einen Brandgiebel getrennt. An der Giebelwand zum Dorfplatz befinden sich zwei historische Schrifttafeln (Foto rechts: Wikipedia).

Nr. 10: Von diesem Gehöft ist heute nur noch die Toranlage in ihrem historischen Aussehen erhalten geblieben. Sie entstand, dem Schlusstein über dem Bogen zu entnehmen, im Jahr 1799. Die weiteren Gebäude stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und wurden stark verändert. Dennoch gehört auch dieser Dreiseithof zu den ortsbildprägenden Gehöften von Altkaditz.

Nr. 11: Eine weitere historische Hofanlage findet sich mit dem Dreiseithof Altkaditz 11, die in ihren Grundzügen noch aus dem 18. Jahrhundert stammt. Ältester Teil ist das unter Denkmalschutz stehende Wohnstallhaus mit massivem Erdgeschoss und Fachwerk in den oberen Etagen. Bemerkenswert ist der breite Dachüberstand im Hofbereich sowie eine über zwei Fensterachsen geführte Oberlaube. Die übrigen Gebäude wurden erst nach dem Großbrand 1906 erbaut.

Lutherlinde: Die Lutherlinde vor dem Haus Altkaditz 12 pflanzten Kaditzer Gemeindemitglieder am 10. November 1883 aus Anlass des 400. Geburtstages von Martin Luther. Auftraggeber war der Kirchen- und Gemeindevorstand, der den Baum zur Ehrung des Reformators vorgeschlagen hatte. Alljährlich fanden hier fortan Feiern zum Reformationsjubiläum statt, größere im Jahr 1933 zum 450. Geburtstag und ein Jahr später zum Jubiläum der Luther-Bibel. Im Lutherjahr der DDR erfolgte eine Erneuerung des Luther-Gedenksteins, der in diesem Zusammenhang die Inschrift: Martin Luther. Ehrung. 1483 - 1983. Eine feste Burg ist unser Gott. erhielt.

Nr. 14: Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude (Foto links) ist Teil eines früheren Dreiseithofes und wurde 1803 errichtet. Wie die meisten Wohnhäuser der Kaditzer Gehöfte besitzt auch dieses Wohnstallhaus einen steinernen Giebel zur Platzseite, an den Seiten heute verputztes Fachwerk im Obergeschoss und eine Oberlaube. Die überdachte Toranlage mit Einfahrt und Pforte zeigt Schlussteine mit den Initialen der Besitzerfamilie, gekreuzten Pflugmessern und der Jahreszahl 1803, dem Jahr ihrer Entstehung. Außerdem ist die frühere Hausnummer des Gehöftes zu sehen.

Nr. 15: Zu den am besten erhaltenen Kaditzer Gütern gehört das frühere Schumannsche Gut von 1816. Gut erkennbar ist noch die in ihrer Struktur erhalten gebliebene große Hofanlage mit Toreinfahrt, Wohnhaus und Auszugshaus. An der Toreinfahrt weisen Prellsteine, die großzügige Überwölbung und die beiden verzierten Schlussteine über dem Tor und der Seitenpforte auf den Wohlstand der Besitzer hin. Einer trägt die Initialen „JCG 1816“ und zeigt darüber hinaus bäuerliche Symbole mit Heugabel, Dreschflegel und gekreuzte Pflugscharen. Das im 20. Jahrhundert zum Teil veränderte Wohnhaus mit Giebelfront zum Anger war einst das Hauptgebäude der Besitzerfamilie, das schmalere Seitengebäude diente als sogenanntes "Auszugshaus" den Altbauern als Unterkunft (Foto: Wikipedia).

Nr. 17: Auch der benachbarte Dreiseithof Altkaditz 17 zählt zu den in ihrer historischen Gesamtstruktur noch weitgehend erhaltenen Anlagen. In heutiger Form stammen die Gebäude aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und bestehen aus einem Wohnstallhaus, dem ehemaligen Stall- und Auszugshaus und einer den Hof abschließenden Scheune. Das zweigeschossige Haupthaus erhielt sein heutiges Aussehen mit Satteldach, Fachwerkobergeschoss und geschlossenem Laubengang bei einem Umbau 1894. In diesem Zusammenhang erfolgte wohl auch der Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnzwecken. Wie die meisten Kaditzer Gehöfte dient auch Nr. 15 heute nur noch Wohnzwecken. Das frühere Auszugshaus wurde 1995/96 saniert (Foto: Wikipedia).

Nr. 19: Obwohl dieser Hof durch mehrfache Umbauten heute nur noch eingeschränkt sein einstiges Aussehen erkennen lässt, gehört auch er zu den Sachzeugen der Kaditzer Vergangenheit. Ältester Teil ist die vermutlich um 1800 entstandene Scheune mit hohem Satteldach, die die Hofanlage abschließt und unter Denkmalschutz steht. Zusammen mit der baulich ähnlichen Scheune des Nachbarhofes Nr. 17 war sie einst Teil eines "Scheunengürtels", der früher fast den gesamten Dorfkern umgab und eine einfache Einlagerung der landwirtschaftlichen Produkte ermöglichte.

Nr. 22: Das zweigeschossige Wohnhaus entstand wie die meisten Gebäudes des Dorfkerns Anfang des 19. Jahrhunderts und war Teil eines Dreiseithofes. Auch hier ist das Erdgeschoss in massiver Bauweise, das Obergeschoss in Fachwerkkonstruktion ausgeführt. Eine Besonderheit ist die hofseitige offene Oberlaube und ein weiter Dachüberstand, wie er sich auch an einigen anderen Kaditzer Bauernhäusern findet. Neben dem Haus steht auch die zugehörige Toreinfahrt unter Denkmalschutz.

 

Nr. 23: Der Dreiseithof in der Nähe der Kirche gehört trotz einiger Umbauten noch immer zu den am besten erhaltenen Gehöften des Ortes. Typisch sind auch hier die Kombination aus Wohnstallhaus, Auszugshaus im Seitengebäude, Tor und Pforte zum Dorfplatz sowie einer Einfriedung in Richtung der früheren Felder. Schon 1547 ist an dieser Stelle ein Gutshof erwähnt. Das aufwändig gestaltete Haupthaus weist im Obergeschoss Fachwerk, einen Laubengang und ein Kragdach auf, was sich in ähnlicher Form an mehreren Kaditzer Bauernhäusern findet. An der Giebelseite befinden sich zwischen den Fenstern des ersten Stockwerkes zwei ovale, mit Ähren und Lorbeerlaub eingefasste Inschriftenflächen aus dem Jahr 1799, die Zitate aus dem Lied „Zufriedenheit mit seinem Stande“ von Christian Fürchtegott Gellert zieren. Umbauten des Gehöfts erfolgten 1802 sowie Mitte des 19. Jahrhunderts.

Ab 1993 hatte in diesem Bauernhof die Dreieinigkeitsgemeinde der Evangelisch-lutherischen Freikirche (Altlutheraner) ihre Gemeinderäume. In diesem Zusammenhang wurden die Gebäude umfassend saniert und als Gemeindezentrum ausgebaut. Seit dem Auszug der Kirchgemeinde 2012 werden die Gebäude als Wohnungen genutzt.

 

Inschriften am Bauerngut Altkaditz Nr. 23:

links: Willst Du mir geben Sonnenschein, so nehm ichs an mit Freuden,
solls aber Kreuz und Unglück seyn, will ichs geduldig leiden.
Soll mir allhier die Thür des Lebens noch ferner offen stehen
wie du mich führst und führen wirst so will ich gern mit gehen. 1799

rechts: Behalte was dir Gott beschieden, entbehre gern was du nicht hast,
ein jeder Stand hat seinen Frieden, ein jeder Standt auch sein Last.
Willst du zu dencken dich erkühnen, daß seine Weisheit dich vergißt.
Er giebt uns mehr, als wir verdienen und niemals was uns schädlich ist.

Pfarrgut (Nr. 25): Das Kaditzer Pfarrgut befindet sich südlich der Kirche und entstand in heutiger Form 1686. Wie die meisten Gehöfte besitzt ein massives Untergeschoss und Fachwerk in den oberen Etagen sowie eine Oberlaube. Ein Schlusstein über der Eingangstür weist auf das Baujahr 1686 hin. Das angrenzenden Nebengebäude Nr. 23a war früher Sitz des Verwalters des Pfarrlehns. Das nach dem Dorfbrand von 1800 neu erbaute Fachwerkhaus wurde ab 1992 saniert und dient heute Wohnzwecken. Beide Häuser sind durch eine aus Sandstein gemauerte Einfriedung miteinander verbunden und über zwei Toranlagen mit dekorativen Aufsätzen zugänglich (Foto: Das Kaditzer Pfarrgut und die Kirche um 1910).

Diakonat (Nr. 29): Das zweigeschossige Gebäude war als ehemaliges Diakonat Wohnsitz des Diakons der Emmauskirche. Der schlichte Barockbau entstand, einem Schlusstein am Eingang zufolge, im Jahr 1719 und bildet zusammen mit der Kirche und dem Kirchhof ein bauliches Ensemble (Foto: Wikipedia). In diesem Haus wurde am 4. Mai 1882 Hans Planitz als Sohn des Kaditzer Diakons und späteren Pfarrers geboren. Planitz arbeitete später als Historiker und erwarb sich große Verdienste bei der Erforschung der Deutschen Rechtsgeschichte.

 

Nr. 30: Dieses Gehöft, bestehend aus dem Wohnhaus (Nr. 30 - Foto rechts) und einem Wohnstallhaus (Nr. 30a) gehört ebenfalls zu den gut erhaltenen früheren Dreiseithöfen des Ortes und weist noch weitgehend die frühere Gebäudestruktur des frühen 19. Jahrhundert auf. An der Giebelseite des Wohnhauses befinden sich zwei Inschriftentafeln. Beide Gebäude sind als Fachwerkbauten mit massivem Untergeschoss konstruiert und bilden zusammen mit der mittlerweile zu Wohnzwecken ausgebauten Scheune (Altkaditz 34) eine bauliche Einheit.

Kirchschule (Nr. 32): Ursprünglich entstand dieses Gebäude 1853/54 nach Plänen von Christian Gottlieb Ziller als Schulhaus des Ortes. Die Bauausführung erfolgte durch den Maurermeister Götze und bezog vermutlich einen älteren Vorgängerbau ein. Nach Verlegung dieser Schule zum Riegelplatz nutzte die Kirchgemeinde das Gebäude als Gemeindehaus. Heute befinden sich hier Wohnungen.

 

 


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