Die Maillebahn ist Teil der 1725 aus Anlass der Hochzeit von Auguste Constantine
Reichsgräfin von Cosel, einer gemeinsamen Tochter August des Starken und der Gräfin Cosel, angelegten Allee. Ursprünglich sollte diese Allee eine Verbindung zwischen dem Schloss Pillnitz und dem Residenzschloss herstellen, wurde jedoch
nur auf einem ca. 750 Meter langen Abschnitt bis nach Hosterwitz realisiert. Im 18. Jahrhundert befand sich in diesem Bereich das “Französische Dorf”, eine kleine
Hüttensiedlung zur Unterbringung der bei Hoffesten beschäftigten Komödianten, Musiker und Sänger. Ab 1766 wurde die mit Rosskastanien besetzte 40 Meter breite Allee als Spielfläche für das Maille-Spiel, einem
kricketähnlichen Ballspiel, genutzt. Dafür entstand ein hoher Bretterzaun, welcher die Spielbahnen begrenzte. Auf diese
Zeit geht auch der heute noch gebräuchliche Name Maillebahn zurück. Am Eingang der Allee steht eine steinerne Vase, die um 1785 von Thaddäus Wiskotschill geschaffen wurde.
Einzelne Gebäude: Nr. 2: Das Landhaus wurde 1845 auf dem Gelände des Adamschen Zimmereiplatzes als Sommervilla für den
Kammerherrn und sächsischen Botschafter in Wien Heinrich von Tschirschky-Böggendorff errichtet. Das Gebäude ist im
klassizistischen Stil gestaltet und gliedert sich in einen Mittelbau mit Festsaal und zwei Seitenflügel. Ab 1923 wurde das
Gebäude als Wohnhaus genutzt und dabei im Inneren stark verändert. Seit 1959 dient es als Seniorenheim der Stadt Dresden und gehört heute zur städtischen Cultus GmbH. Zwischen 1999 und 2001 erfolgte eine denkmalgerechte
Sanierung und Ergänzung um einen modernem Neubau. Heute befindet sich in diesem Neubau das Senioren- und Pflegeheim “Maillebahn”. Im historischen Gebäudeteil sind Verwaltungs- und Gemeinschaftsräume des Heimes
untergebracht. Nr. 4: Das 1854 erbaute Wohnhaus Maillebahn 4 wurde ab 1856 von der Familie Forsch als Sommerwohnsitz genutzt.
Die Schwestern Wilhelmine und Catharina Forsch besaßen die Fährgerechtsame von Hosterwitz, deren Erträge sie der
Gemeinde überließen, um damit den Betrieb der Elbfähre zu finanzieren. Nach dem Tod von Wilhelmine überließ diese ihr
ca. 1,5 Millionen Reichsmark großes Vermögen gemeinnützigen Zwecken. Mit den Mitteln der Stiftung wurden u.a. arme Dorfbewohner unterstützt und Weihnachtsgaben für Bedürftige gekauft. Nr. 8:
Dieses Gebäude entstand 1824 als Sommerhaus für Luise von Watzdorf und war später Treffpunkt eines Freundeskreises um König Johann. 1864 erwarb
Kammerherr Alfred Freiherr von Miltitz das Haus, welches später in den Besitz einer Schwiegertochter des sächsischen Kriegsministers Alfred von Fabrice überging. Deren
Nachfolger verkauften es nach dem Ersten Weltkrieg an Johann Carl Müller (1867- 1944). Er war Gründer der Zigarettenmaschinenfabrik “Universelle” und ließ die Villa gründlich sanieren und umbauen. Seine Erben verließen nach dem Zweiten Weltkrieg
die Stadt und siedelten nach dem Westen über, wo Müllers Tochter Johanna 1963 die Johann-Carl-Müller-Stiftung gründete. In Müllers Dresdner Wohnhaus zog im
September 1945 ein von der Gemeinde Hosterwitz betriebener Musiksaal ein, in welchem in der Nachkriegszeit
verschiedene Kammerkonzerte und literarisch-musikalische Veranstaltungen stattfanden. Weitere Räume dienten bis zur Übernahme durch den Verband Sächsischer Konsumgenossenschaften 1948 als Wohnungen.
Das offiziell nie enteignete Haus an der Maillebahn wurde bis 1989 durch die Konsum-Genossenschaften als Internationale
Genossenschaftsschule für Lehrgänge genutzt. Nach 1990 erfolgte die Rückübertragung und anschließende Sanierung.
Heute gehört es der in Hamburg ansässigen Johann-Carl-Müller-Stiftung. Seit 2003 befindet sich hier eine Wohnanlage für
Senioren. An Stelle des abgetragenen früheren Heizhauses entstand ein moderner Ergänzungsbau mit 40 weiteren Appartements. Für die gelungene architektonische Gestaltung dieses Gebäudes verlieh die Stadt Dresden 2008 den
Erlwein-Preis. Im Garten des Hauses befand sich einst ein Mausoleum eines früh verstorbenen Kindes, geschaffen vom
Bildhauer Johannes Schilling. Die später als Familiengrabstelle genutzte Grufthalle wurde 1930 abgebaut und zum Waldfriedhof Weißer Hirsch umgesetzt.
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