Die Wolfshügelstraße liegt auf den Gemarkungen Weißer Hirsch und Loschwitz und wird erst seit der Eingemeindung beider Orte so genannt. Der jüngere Teil auf dem Weißen Hirsch entstand um 1890 und erhielt 1893 zunächst den Namen Bismarckstraße. Namensgeber war der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898). Der ältere Loschwitzer Teil existierte bereits Mitte des 19. Jahrhundert und ist seit 1846 öffentlicher "Communicationsweg" zwischen Plattleite und Rißweg. Auf Betreiben des Grundstücksbesitzers Müller erfolgte 1896 der Ausbau bis zur heutigen Collenbuschstraße, ein Jahr später die Verlängerung bis zur Flurgrenze. Auf Loschwitzer Flur wurde diese Straße Querstraße genannt.
Im Zuge der Eingemeindung beider Gemeinden erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg die Zusammenlegung beider Straßenabschnitte, die am 1. Juni 1926 den Namen Wolfshügelstraße erhielt. Zugleich wurden die Grundstücke neu nummeriert (Foto: Wolfshügelstraße 15). Namensgeber war der in der Dresdner Heide gelegene Wolfshügel, einer im 16. Jahrhundert so benannten Erhebung in der Dresdner Heide. Bis 1945 stand auf dem Wolfshügel ein von Hans Erlwein entworfener Aussichtsturm, dessen Ruine noch erhalten ist. Zahlreiche Villen der Wolfshügelstraße stehen unter Denkmalschutz.
Einzelne Gebäude:
Nr. 1: Das Gebäude entstand 1906 für den Portier Friedrich Teicher. Entworfen wurde die Villa von Max Herfurt, der an zahlreichen privaten Wohnhausbauten im Stadtteil beteiligt war. Die Buntglasfenster im Haus stammen von Josef Goller.
Nr. 2 (Villa Regia): Die Villa Regia wurde 1902 im Jugendstil durch den Baumeister Reichpietsch errichtet (Foto links). Eigentümerin war die Witwe des Sanatoriumsbesitzers Luise Paira-Lahmann, die nach dessen Tod Lahmanns Chefarzt Karl Paira geheiratet hatte und mit diesem das Sanatorium leitete. Das Haus blieb bis in die Nachkriegszeit in Familienbesitz und wurde von Lahmanns Nachkommen bewohnt, nachdem diese 1940 ihre Villa "Heinrichshof" auf dem Sanatoriumsgelände verlassen musste. Sohn Albert betrieb noch bis 1952 im Haus eine Arztpraxis.
Nr. 3 (Villa Selma): Die repräsentative Villa entstand 1895 mit Klinkerfassade und Elementen des Schweizerhausstils mit Fachwerkelementen. Benannt ist das Haus als Villa Selma. Eigentümer war der Gemeindevorstand des Weißen Hirschs Ehregott Großer.
Nr. 4 (Villa Ebert): Wenig später wurde die architektonisch ähnlich gestaltete Villa Ebert errichtet. Besitzer war Albert von Schönberg, Vorstand der Königlich-Sächsischen Staatsbahn. Entworfen wurde das Haus von Baurat Theodor Richter.
Nr. 5 (Villa Frohsinn): So wie viele Villen im Stadtviertel wurde auch dieses Haus viele Jahre als Pension genutzt. Erbaut wurde die "Villa Frohsinn" um 1898 und erhielt eine architektonisch ansprechende Gestaltung ähnlich der der Nachbarhäuser.
Nr. 6 (Villa Rosenburg): Eine weitere Pension befand sich vor 1945 in der Villa Rosenburg. Um 1910 wird diese als Fremdenpension Rosenburg, später als Pension Pfennighaus bezeichnet. Im Nachbarhaus Nr. 8 (Villa Olga) gab es früher ebenfalls eine Pension (Foto rechts).
Nr. 7 (Villa Hohenzollern): Das Gebäude wurde 1905/06 von Max Herfurt als "Villa Hohenzollern" an der Ecke Wolfshügel-/ Collenbuschstraße erbaut und diente bis zum Zweiten Weltkrieg als Fremdenheim. Hier wohnten Kurgäste, die lediglich die Behandlungen, nicht aber Unterkunft und Verpflegung des Lahmann-Sanatoriums in Anspruch nahmen und dafür eine Ausgleichszahlung leisten mussten. Zu den in- und ausländischen Gästen der Pension gehörten u.a. der Porzellanfabrikant Rosenthal, der Dresdner Unternehmer Anton Reiche (Blechformenfabrik) und der Schriftsteller Erhart Kästner. Zeitweise lebte auch der Opernsänger Hans Löbel, Ehrenmitglied der Staatsoper, in diesem Haus.
Ab 1925 befand sich die Pension im Besitz von Hedwig Simon. Wegen ihrer jüdischen Abstammung wurde sie 1939 zum Umzug in das "Judenhaus" im früheren Henriettenstift an der Güntzstraße 24 gezwungen und 1942 ins Judenlager Hellerberge, am 2. März 1943 nach Auschwitz deportiert. An ihr Schicksal erinnert seit Juli 2021 ein Stolperstein vor dem Haus.
Nr. 10 (Villa Abendstern): Die Villa Abendstern an der Ecke zur Collenbuschstraße entstand 1896 an der damaligen Bismarckstraße 1 und steht wie die meisten Gebäude der Wolfshügelstraße unter Denkmalschutz. 1897 ist sie im Adressbuch als Landhaus Pauline verzeichnet. Später wechselte der Name in Villa Abendstern. Das vom Bauunternehmer Emil Seifert errichtete Haus ist im zeittypischen Landhausstil gestaltet und weist eine interessante Fassadenmalerei auf, wie sich auch im Alpenraum oft findet. Die ersten Eigentümer waren Anna Thekla Rotzsche und Auguste Laura Rotzsche, die die im Haus befindlichen Wohnungen vermieteten. Ab 1921 gehörte das Haus für viele Jahre der Familie Herrschel. Der Kaufmann und Tabakhändler Rudolph Alfred Herrschel entstammte einer weitverzweigten Unternehmerfamilie, sein Bruder Franz war bis 1945 Geschäftsführer und Teilhaber der Bienertmühlen und Mitglied des Vorstands der Felsenkellerbrauerei.
Nr. 12: Die Villa an der Querstraße 15 (heute Wolfshügelstraße 12) entstand 1896 nach Plänen des Baumeisters Theodor Lehnert für den Unternehmer Theodor Meinhold. Dieser hatte 1891 ein neuartiges System von Unterlegblättern für Zithern entwickelt, die auch Laien das Spiel des Instruments erlaubte. Meinhold unternahm gemeinsam mit seiner Frau 1910 eine Weltreise, die ihn zur Gestaltung von Haus und Garten mit asiatischen Figuren und Schmuckelementen anregte. Aus dieser Zeit stammen noch das pagodenartige japanische Teehaus im Garten und eine Buddhafigur. Später bewohnte Meinholds Tochter Vally die Villa gemeinsam mit ihrem Mann Emil Imle und vier Töchtern. 1945 musste die Familie das Haus verlassen, da dieses von russischen Offizieren beschlagnahmt worden war. Später durften die Eigentümer jedoch zurückkehren. 2009 verkauften die Nachkommen Meinholds die Villa, die in der Folgezeit denkmalgerecht saniert wurde. Auch im Inneren sind noch zahlreiche Details der Entstehungszeit erhalten.
Nr. 20 (Villa Sommerlust): Das Ende des 19. Jahrhunderts auf Loschwitzer Flur errichtete Gebäude ist im Adressbuch von 1910 als "Villa Sommerlust" verzeichnet. Besitzerin war Johanne Sophie Margarete von Tschammer und Osten, Ehefrau des Oberstleutnants Hans von Tschammer und Osten (1887-1943). Dieser war in der Zeit des Nationalsozialismus wichtigster deutscher Sportfunktionär und ab 1933 Reichssportführer und Vorsitzender des "Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen". Maßgeblich war er an der Vorbereitung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin beteiligt. Im Erdgeschoss des Hauses betrieb bis 1915 Eugen Weidner seine Arztpraxis, bevor er im Folgejahr sein Sanatorium gründete. Nach 1945 diente die Villa als Wohnheim der Ingenieurschule für Holztechnik. Heute befindet sich hier das Neurologisch-Psychiatrisches Gesundheitszentrum Weißer Hirsch
Nr. 22 (Fremdenheim Soldana): Die 1897 erbaute neoklassizistische Villa (Foto) entstand für den Privatier Ludwig Schneider. Später diente das Gebäude als Mietshaus, nach dem Ersten Weltkrieg bis 1945 als Fremdenheim "Soldana". Inhaberin war Klara Soldan, die der Pension ihren Namen gab.
1945 wurde das Haus von der sowjetischen Militäradministration beschlagnahmt und diente bis 1950 als Kommandantur. Danach bezog kurzzeitig der Landesvorstand Sachsen der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung die Villa. 1952 erfolgte die Umwandlung in ein Klubhaus der Lehrer-Gewerkschaft. 1957 erhielt die Begegnungsstätte den Namen "Richard Schallock", benannt nach einem sozialdemokratischen Gewerkschaftsfunktionär. Hier fanden bis 1990 verschiedene Veranstaltungen, Weiterbildungen und Seminare für Pädagogen statt. Die im Keller befindliche Bauernstube war Ort für Feierlichkeiten, u.a. die alljährlichen Faschingspartys der 59. POS. Zudem gab es Ausstellungen, Lesungen und verschiedene volkskünstlerische Zirkel. Im Dachgeschoss standen vier Pensionszimmer für auswärtige Gäste zur Verfügung. Heute haben hier u.a. der Landesbauernverband und ein Architekturbüro ihr Domizil.
Fotos: Das Fremdenheim “Soldana” (Nr. 22) auf einer Aufnahme um 1920 und 2002
Nr. 30: In diesem Haus lebte bis zu ihrem Tod 1944 die Schriftstellerin Elisabeth Trenkler-Sieber (1866-1944), Tochter eines Dresdner Kaufmanns und Fabrikanten. Ab 1893 war sie mit dem Kapellmeister Albin Trenkler verheiratet, der u.a. in Elberfeld und Basel beschäftigt war. Elisabeth Trenkler verfasste Festspiele und lyrische Werke und arbeitete als Autorin für die "Dresdner Nachrichten". Von 1916 bis 1919 wohnte sie auf der Luboldtstraße 3, danach auf der Wolfshügelstraße 30.
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