Albertpark



Als Albertpark wird ein ca. 118 Hektar großes Waldstück der Dresdner Heide zwischen Fischhaus- und Bautzner Landstraße bezeichnet. Das Areal wurde 1899 aus Mitteln der König-Albert-Stiftung von der Stadt Dresden erworben und als Naturschutzpark gestaltet. Am Moritzburg-Pillnitzer Weg entstand in diesem Zusammenhang ein Obelisk mit einem Porträtmedaillon König Alberts. Mit dem Kauf des Waldstücks konnten zugleich Planungen verhindert werden, an dieser Stelle eine neue technische Hochschule bzw. Neubauten der Staatlichen Frauenklinik zu errichten.

Eine weitere Plastik oberhalb der Mordgrundbrücke wurde 1902 aufgestellt. Sie zeigt einen Zentaur, eine Gestalt aus der griechischen Mythologie, und wurde vom Bildhauer Otto Petrenz geschaffen. Die Figur des weisen Zentauren Cheiron, welcher von Apollon die Heilkunst erlernte und später Asklepios zum Arzt ausbildete, soll das nahegelegene Lahmann- Sanatorium symbolisieren. Für sein Kunstwerk hatte Otto Petrenz, der zeitweise im Loschwitzer Künstlerhaus wohnte, 1901 einen Kunstpreis gewonnen.

 

Wolfshügel:

Der Wolfshügel auf dem Gelände des Albertparkes wurde bereits im 16. Jahrhundert erstmals erwähnt und verdankt seinen Namen einem früher hier befindlichen "Wolfsgarten" für die kurfürstlichen Jagden. Schon um 1570 sind an dieser Stelle Wolfsgruben erwähnt, welche noch bis in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg existierten. Die Besiedlungsgeschichte des 211 Meter hohen Hügels reicht jedoch bis in die Bronzezeit zurück, wie mehrere 1934 entdeckte Hügelgräber der Bronzezeit beweisen. 1476 wurde unterhalb des Berges eine Röhrwasserleitung angelegt, älteste belegbare Wasserleitung im Dresdner Stadtgebiet.

Mitte des 19. Jahrhundert machte man die Erhebung für die Öffentlichkeit zugänglich. 1886 wurde auf dem 211 Meter hohen Berg auf Initiative der Ortsgruppe Dresden des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz ein hölzernes Aussichtsgerüst errichtet (Foto links). Das Gerüst hatte eine Höhe von 4,30 Meter und wurde am 30. Mai 1886 übergeben. Allerdings wies es schon bald witterungsbedingte Schäden auf und musste mehrfach erneuert werden.

Als Ersatz entschied sich der Stadtrat 1911 für den Bau eines massiven Aussichtsturmes und beauftragte Stadtbaurat Hans Erlwein mit den Planungen. Die Initiative ging vom damaligen Verwalter des König-Albert-Parks, dem Dresdner Stadtrat Kammsetzer, aus. Noch im gleichen Jahr begannen Anfang Juli die Arbeiten durch die Actien-Gesellschaft für Beton und Monierbau. Für den Transport des benötigten Materials legte man eine 450 Meter lange Feldbahn an, über die mit Hilfe von Pferden alles notwendige auf den Wolfshügel gebracht wurde. Schon im Oktober war der Turm weitgehend fertiggestellt (Foto rechts).

Der Wolfshügelturm entstand in Eisenbetonbauweise und war 25 Meter hoch. Über einem als Lagerraum genutzten achteckigen Unterbau erhob sich der eigentliche Turm mit 14 Halbsäulen, welche die Bogenfenster einfassten. Im Inneren führten zwei ineinander liegende spiralförmige Treppen zum Aussichtsrondell unter der kupfergedeckten Turmhaube. Die Bauausführung oblag dem Baumeister Herkomer, die Kosten von ca. 120.000 Mark übernahm die Stadt. Zu Ehren des Initiators war an der Außenwand ein Bronzebildnis Kammsetzers angebracht. Die offizielle Übergabe an die Öffentlichkeit erfolgte am 13. April 1912.

Bis 1945 blieb der Wolfshügelturm wegen seiner Aussicht ein beliebtes Ausflugsziel. Zeitweise gab es auf dem Vorplatz sogar einen kleinen Ausschank für Heidewanderer. In den letzten Kriegstagen wurde er von der SS als "strategischer Punkt" gesprengt. Nach Zeitzeugenberichten erfolgte die Zerstörung am 8. Mai 1945. Die Fundamente und Trümmer des Turmes sind bis heute erhalten geblieben (Foto links). Ein geplanter Wiederaufbau scheiterte bislang an den hohen Kosten. 2018 gründete sich ein Turmvereins, der finanzielle Mittel für Wiederaufbau sammelt. Geplant ist dieser entweder nach historischem Vorbild oder in veränderter moderner Form.

 

Bergbahnstraße

Heidepark und Volksheim:

Die Idee zur Anlage eines Waldparkes am Nordrand der ständig wachsenden Großstadt stammte vom sächsischen Geheimrat Viktor Böhmert (1829-1918), der 1888 die Genossenschaft “Volkswohl” gründete. Ziel dieses Vereins war die Schaffung von Bildungs- und Erholungsmöglichkeiten für Arbeiter, speziell für deren Kinder. Bereits ein Jahr später konnte ein Teilstück der Dresdner Heide an der Fischhausstraße gepachtet werden, welches nach Plänen von Böhmerts Sohn Karl zu einem Waldspielplatz mit Blockhütten, Spielgeräten und Sanitäreinrichtungen umgestaltet wurde. Dresdner Kinder hatten nun fortan die Möglichkeit, per Straßenbahn, ab 1899 auch per Dampfer zum Waldpark zu fahren, wo sie von Turnlehrern und Spielleiterinnen beaufsichtigt und zu aktiver Betätigung in der Natur angeregt wurden.

1893 folgte der Bau der Parkgaststätte “Volksheim”, in der für wenig Geld einfache Mahlzeiten für die ärmere städtische Bevölkerung angeboten wurden. Neben den eigentlichen Gasträumen gehörten auch ein Sommergarten und ein von Jugendlichen geschaffenes Naturtheater zu diesem Komplex. In Erinnerung an die Verdienste Böhmerts wurde 1899 ein Gedenkstein aufgestellt, der sich heute auf dem Gelände der Körperbehindertenschule an der Fischhausstraße befindet.

Im gleichen Jahr hatte die Stadt Dresden einen Teil des Heidewaldes vom sächsischen Staat erworben, um hierauf den Albertpark anzulegen. Zu diesem Areal gehörten auch die gepachteten Flächen des Vereins “Volkswohl”. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb der Heidepark mit dem “Volksheim” eine der beliebtesten Erholungsstätten seiner Art in Dresden. Nicht nur Schulkinder, sondern auch Heidewanderer nutzten gern die preiswerte Gaststätte und die zugehörigen Sport- und Spieleinrichtungen. Ab 1923 besuchten auch Schulklassen die hier eingerichtete “Waldschule”, um natur- und praxisnahen Unterricht zu erhalten. Während des Zweiten Weltkrieges fanden Kinder aus bombenzerstörten deutschen Großstädten im Volksheim Ruhe und Erholung.

Nach 1945 kam es zu massiven Eingriffen in das Gelände des früheren Heideparks. Zunächst diente das Areal noch wenige Jahre als Erholungsheim der Kinderlandbewegung, ab 1946 zeitweise auch als Lungenheilstätte. Die bislang öffentliche Gaststätte wurde damit geschlossen, Schutzhütten und Spielflächen verschwanden und wurden um 1960 mit einem Garagenkomplex überbaut. Lediglich ein kleiner Teil konnte 1968 als Sportplatz neu gestaltet werden.

Erst 1991 knüpfte man wieder an die Tradition der Einrichtung an. Zwischen Fischhausweg und Schotengrund entstand ein neuer Waldspielplatz nach Planungen von Klaus Bräuning, der 1998 noch um ein Spielgelände speziell für Behinderte ergänzt wurde. U.a. errichtete man neue Holzhäuser und Sanitäreinrichtungen, legte einen Lehrpfad zum Wildgehege an und gründete 1997 Sachsens ersten “Waldkindergarten”. Das Gelände steht allen Interessierten offen, außerdem finden an den Wochenenden und in den Schulferien verschiedene Veranstaltungen statt. Lediglich die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude des früheren “Volksheims” warten noch auf eine neue Nutzung.

 


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