Hermann-Prell-Straße


Die Hermann-Prell-Straße trug bis zur Eingemeindung nach dem Dresdner Fabrikanten Carl Emil Eschebach (1842-1905) den Namen Eschebachstraße. Eschebach gründete Ende des 19. Jahrhunderts eine Emaillewaren- und Küchenmöbelfabrik und besaß auf dem Weißen Hirsch ein Sommerhaus. 1896 ließ er zur Erschließung des Areals eine Verbindung zwischen Schillerstraße und Weißem Hirsch projektieren, die nach Fertigstellung auf Beschluss des Gemeinderates am 1. September 1897 seinen Namen bekam.

Nach der Eingemeindung wurde sie am 1. Juni 1926 in Erinnerung an den verstorbenen Lehrer an der Kunstakademie Hermann Prell (1854-1922) umbenannt. Prell schuf u.a. einige Ausmalungen im Albertinum und im Neuen Rathaus und wohnte bis zu seinem Tod in Loschwitz. Im Haus Hermann-Prell-Straße 3 lebte bis 1945 der Kammersänger Arno Schellenberg, Mitglied des Ensembles der Staatsoper, in der Nr. 4 der Flugzeugingenieur Brunolf Baade (1904-1969), Chefkonstrukteur der "152" aus den Dresdner Flugzeugwerken.

Einzelne Gebäude:

Nr. 5/7 (Villa Tiberius): Zu den markantesten Bauten des Stadtviertels gehört die 1905 für Carl Wilhelm Friedrich Weichardt (1846-1906) errichtete Villa Tiberius am Elbhang. Auf einem Grundstück, welches sich zuvor im Besitz der Kaufmannsfamilie Erckel / Mertens befand, entstand ein burgartiges Landhaus in Anlehnung an antike römische Vorbilder. Weichardt selbst befasste sich zeitlebens intensiv mit der Kunst der Antike und veröffentliche mehrere Publikationen über Pompeji. Für sein Haus ließ er sich von der Villa des römischen Kaisers Tiberius auf einem Bergsporn der Insel Capri inspirieren.

Das zunächst als Villa Waldwinkel bezeichnete Gebäude erhielt eine prachtvolle Innenausstattung mit Bleiglasfenstern und Wand- und Deckengestaltungen im pompejanischen Stil, wobei Weichardt große Teile der Raumdekoration selbst entwarf. In den 1930er Jahren zog hier ein Heim für höhere Töchter ein. Nach 1945 zunächst Unterkunft für Ausgebombte und Flüchtlinge, nutzte später die Deutsche Reichsbahn das Haus als Schulungs- und Weiterbildungszentrum. 2000 wurde das Gebäude an einen privaten Investor verkauft, rekonstruiert und diente im Anschluss als Treffpunkt des Internationalen Forums für Kultur und Wirtschaft. Heute befinden sich hier Wohnungen. Im Garten erinnert eine Stele an den Aufenthalt Napoleons am 26. August 1813 auf dem Weinberg.

Nr. 6: Die Villa wurde 1935 für den Fabrikanten Rudolf Anders, Inhaber der Firma “Teekanne” errichtet und von seiner Familie bis 1945 bewohnt. In den 1960er Jahren übernahm die DDR-Regierung das Gebäude und nutzte es bis 1989 als Gästehaus für Staatsbesuche. U.a. übernachteten hier Erich Honecker, der kubanische Staatschef Fidel Castro, Koreas Diktator Kim Il Sung sowie der bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß. Nach 1990 diente das Gebäude als Bürohaus des IFO-Instituts für Wirtschaftsforschung. Im Tausch gegen verschiedene Kunstgegenstände erhielten die Wettiner das Grundstück und verkauften es 2005 an eine Familie. Seit 2006 befindet sich in der Villa die Pension "Villa Weißer Hirsch".

Nr. 6b: In diesem Haus wohnte zwischen 1946 und 1949 Ignatz Bubis bei seinem Freund und Buchhalter Herbert Teich. Bubis betrieb in Dresden mit Lizenz der sowjetischen Besatzungsmacht eine “Tauschzentrale” und besaß mehrere Läden. Als begeisterter Fußballfreund organisierte er 1949 den DSC-Fußballern um Helmut Schön ihre Übersiedlung nach Westberlin. Wenig später verließ er selbst ebenfalls die Stadt und war später bis zu seinem Tod 1999 Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland.

Nr. 8: (Villa Meßmacher): Diese Villa (Foto rechts) entstand Ende des 19. Jahrhunderts nach Plänen des Architekten Prof. Georg Schramm für den Kaiserlich-Russischen Staatsrat Maximilian von Meßmacher. Ein im altrussischen Stil gestaltetes Zwiebeltürmchen krönt das 1896 vollendete Gebäude und erinnert an diesen ersten Besitzer, welcher viele Jahre Direktor der Petersburger Kunstschule und sächsischer Botschafter in Russland war.

Nach 1945 diente das Haus zunächst als Künstlerwohnheim, später als Poliklinik, bzw. als Entbindungsheim. 1970 bezog eine Psychosomatische Klinik das Gebäude und nutzte es bis Mitte der 1990er Jahre zur Behandlung neurotischer Erkrankungen. 1997 wurde die Villa saniert und für Wohnzwecke umgebaut.

Nr. 9 (Villa "Schau ins Land"): Das Grundstück gehörte ursprünglich zum weitreichenden Besitz des Möbelfabrikanten Carl Eschebach. Dieser ließ sich hier vor dem Ersten Weltkrieg von Theodor Richter eine repräsentative Villa errichten. Bewohner waren der Augenarzt Dr. Julius Christoph, ab 1919 die Familie Pötschke-Grunewald. 1994 wurde die Villa denkmalgerecht saniert.

Nr. 10: Zu den jüngsten Gebäuden gehört das 2005 fertig gestellte Wohnhaus Hermann-Prell-Straße 10. Der ungewöhnlich gestaltete Neubau entstand nach einem Entwurf der Architektin Julia Däfler. Im Erdgeschoss befindet sich das monumentale Wandbild “Der Garten des Wissenschaftlers” von Rocco Pagel.

Nr. 14 (Villa Elbblick): Die Villa wurde 1902/03 ebenfalls von Theodor Richter für Heinrich Lahmann errichtet. Später befand sich hier ein Reservelazarett und ein Sanatorium des Deutschen Roten Kreuzes. Heute dient das architektonisch interessante Gebäude als Bürohaus.

 

Fotos: Die Villa Elbblick (Nr. 14) auf historischen und aktuellen Bildern

 


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