Hellerau

Gemeindesiegel von Hellerau



Hellerauer Vereine:

VfB Hellerau-Klotzsche Verein für Breitensport

Karl-Liebknecht-Str. 49 01109 Dresden

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Schulen in Hellerau:

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84. Grundschule

Hellerau wurde auf Initiative des Besitzers der Deutschen Werkstätten, Karl Schmidt, als erste deutsche Gartenstadt gegründet und erhielt als “Au am Heller” seinen Namen. Ziel der um 1900 in England entstandenen Gartenstadtbewegung war es, neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu propagieren, die sich auch auf künstlerischem und architektonischen Gebiet ausdrücken sollten. Für den Bau Helleraus erwarb Schmidt ca. 140 Hektar Land von Rähnitzer und Klotzscher Bauern und gründete 1908 die gemeinnützige “Gartenstadt Hellerau  G.m.b.H.” , die den künftigen Bewohnern zu günstigen Konditionen den Erwerb von Wohnhäusern ermöglichen und jegliche Bodenspekulation verhindern sollte. Für die Planung der Reihenhaussiedlung wurde der Münchner Architekt Richard Riemerschmid gewonnen, der Schmidts Ideen in die Tat umsetzen sollte.

Am 9. Juni 1909 erfolgte an der Straße Am grünen Zipfel die Grundsteinlegung für die ersten Häuser. Im Anschluss entstanden in mehreren Bauabschnitten das Kleinhaus- und Villenviertel, ein Stadtzentrum um den Markt mit den erforderlichen öffentlichen Einrichtungen sowie das Betriebsgelände der Deutschen Werkstätten, für deren Arbeiter die Siedlung hauptsächlich gedacht war. Einbezogen wurde die als einziges Gebäude bereits vorhandene Ausflugsgaststätte “Waldschänke”. Diese gehörte neben der “Hellerschänke” in den nahe gelegenen Hellerbergen zu den beliebten Zielen für Heidewanderer. Um die künstlerische Konzeption und den Gartenstadtcharakter durchzusetzen, gab es bis 1913 eine Bau- und Kunstkommission für den Ort.

Geschickt wurde von Riemerschmid das hüglige Gelände für die Gestaltung genutzt. Die Straßen verliefen meist bogenförmig, um so einen Einklang zwischen Natur und Architektur herzustellen (Foto: Am Dorffrieden). Neben Riemerschmid wirkten die Architekten Hermann Muthesius und Heinrich Tessenow am Bau der Gebäude mit. Tessenow war auch Architekt des Festspielhauses, welches einige Jahre künstlerischer Mittelpunkt Helleraus war. Der Ruf des Ortes als fortschrittliche Kulturstätte europäischen Ranges führte zum Besuch bekannter Künstler der damaligen Zeit. 1913 erhielt Hellerau Straßenbahnanschluss (1938 bis Rähnitz verlängert).

Durch den Ersten Weltkrieg wurde die Entwicklung Helleraus abgebrochen. Bereits zuvor hatte Riemerschmid den Ort 1913 verlassen. 1919 wurde Hellerau mit der Nachbargemeinde Rähnitz vereinigt. In den 1920er und 30er Jahren erfolgten lediglich noch einige Ergänzungen, darunter eine Holzhaus-Mustersiedlung nach Entwürfen bekannter Architekten. Finanzielle Schwierigkeiten der Gartenstadtgesellschaft zwangen 1923 zum Verkauf eines Teils der Kleinhäuser an Privatbesitzer. Trotzdem konnte bis 1932 der unvollendete Markt durch Rudolf Kolbe fertiggestellt werden. Außerdem wurden 1937 weitere Wohnhäuser Am Pfarrlehn errichtet.

1938 erhielt der bisherige Doppelort Rähnitz-Hellerau offiziell den Namen Hellerau und kam am 1. Juli 1950 als Stadtteil zu Dresden. In den 1950er Jahren wurden unter Beachtung des Gesamtkonzepts der Gartenstadt einige Häuser für die Angestellten der Klotzscher Flugzeugwerke errichtet, die im Volksmund “Klein-Dessau” genannt wurden. Die gesamte Anlage steht als Zeugnis des modernen Städtebaus vom Anfang des 20. Jahrhunderts unter Denkmalschutz. Neben der denkmalgerechten Sanierung der vorhandenen Gebäude wurde 1993 mit der Planung eines Erweiterungsgebietes begonnen. Hier entstanden in Anlehnung an Hellerauer Bautraditionen gestaltete Ein- und Mehrfamilienhäuser für Familien zwischen den Straßen Kirchsteig und Am Pfarrlehn (Foto). Ein Ideenwettbewerb zur weiteren Entwicklung des Ortsteils wurde 1998 durchgeführt. 2012 erfolgte die Nominierung der Gartenstadt als “Laboratorium einer neuen Menschheit” für die UNESCO-Kulturerbeliste.

 

Schulen in Hellerau:

Das Hellerauer Schulwesen war vor allem in den Anfangsjahren stark von reformpädagogischen Ansätzen geprägt. Ausgehend von der 1910 gegründeten Bildungsanstalt für rhythmische Gymnastik entstanden auch nach deren Schließung verschiedene Nachfolgeeinrichtungen ähnlichen Konzepts, die gesellschaftliche und künstlerische Reformvorstellungen miteinander verbinden wollten. Letztlich scheiterten diese Konzepte an fehlenden finanziellen Mitteln bzw. wurden spätestens mit Machtantritt Hitlers unterbunden.

Volksschule: Die Schule wurde für die Kinder der Hellerauer Einwohner 1914 nach einem Entwurf von Curt Frick erbaut. Obwohl sie dem üblichen Volksschulkonzept folgte, wurden auch hier neue Pädagogikansätze ausprobiert, so der gemeinsame Unterricht von Jungen und Mädchen sowie eine erweiterte körperliche Erziehung durch Sport und Tanz. Ziel war es, den verbreiteten strengen Frontalunterricht mit praktischen Arbeiten und kreativer Betätigung zu ergänzen. Die Schule war Initiator der bis 1933 regelmäßig durchgeführten Festumzüge und besaß ab 1927 ein kleines Museum. Nach 1945 wurde sie als 84. POS “Carl Bobach” weitergeführt. Heute dient das Gebäude auf dem Heinrich- Tessenow-Weg als 84. Grundschule “In der Gartenstadt”.

 

Fotos: Blick zur Hellerauer Schule am Heinrich-Tessenow-Weg 1915 und 2003

Schulheim: Das “Schulheim für eine private Höhere Schule” wurde 1912 in einem privaten Wohnhaus gegründet und ein Jahr später in das Haus Am Grünen Zipfel 1 verlegt. Die Privatschule besuchten u. a. die Kinder von Tessenow und Dalcroze. Der Unterricht erfolgte fächerübergreifend und sollte so besondere Interessen und Fähigkeiten der Kinder entwickeln. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die Schule geschlossen.

Neue Schule Hellerau: Die Schule entstand 1920 auf dem Gelände der ehemaligen Bildungsanstalt auf Initiative Carl Theils. Theil war zuvor Lehrer an der reformorientierten Odenwaldschule und wollte deren Konzept nun auch in Hellerau umsetzen. Unterrichtet wurden natur- und gesellschaftswissenschaftliche Fächer, kombiniert mit einer handwerklichen und Eurythmieausbildung. Nach Theils Weggang nach Jena geriet die Privatschule in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde 1925 geschlossen.

Verbandsberufsschule: Die Schule wurde als “Verbandsberufsschule Heiderand-Nord” 1924 gegründet und nutzte die Räume der Hellerauer Volksschule sowie des benachbarten Feuerwehrdepots. Sie diente der Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen in verschiedenen Handwerksberufen und erhielt 1934 Außenstellen in Weixdorf und Ottendorf-Okrilla. Nach kurzzeitiger kriegsbedingter Unterbrechung nahm die Berufsschule bereits im Juni 1945 den Lehrbetrieb wieder auf und bestand noch bis Mitte der 1950er Jahre. Zuletzt wurden hier vor allem Werkzeugmacher ausgebildet.

Postamt:

Das Hellerauer Postamt wurde im Zusammenhang mit der Bebauung des Marktes 1910/12 errichtet. Schöpfer war der Architekt Riemerschmid, der am Markt alle öffentlichen Einrichtungen der Gartenstadt konzentrieren wollte. Heute gehört Hellerau postalisch zum Postamt Klotzsche.

Rathaus:

Das Hellerauer Rathaus wurde 1923/24 nach Plänen des Architekten Gustav Lüdecke am Pillnitz-Moritzburger Weg (heute Ludwig-Kossuth-Straße 61) erbaut. Lüdecke war auch Schöpfer des “D-Zuges”, einer originellen Reihenhaussiedlung am Urnenfeldweg. Für den Bau des Verwaltungsgebäudes fanden Ziegel eines abgerissenen Schornsteins Verwendung. Bis 1950 befand sich hier die Gemeindeverwaltung des 1919 vereinigten Doppelortes Rähnitz-Hellerau. Außerdem gab es Räume für die Gemeinde- und Steuerkasse, die Giro- und die Gemeindeverbandssparkasse des Ortes, eine Polizeidienststelle und weitere Büros. Da ein größerer Versammlungssaal fehlte, diente es vorrangig als Gemeindeamt. Im Obergeschoss gab es einige Wohnungen. Nach der Eingemeindung diente das Haus nur noch Wohnzwecken und wurde Mitte der 1990er Jahre zugunsten eines Sparkassen-Neubaus abgerissen.

 

Weiterführende Literatur und Quellen

Führungen durch die Gartenstadt Hellerau:

architektour_dd - Claudia Beger - Architekturführungen:
Prießnitzstraße 25,01099 Dresden, Tel.:  0351 / 329 61 46, Mail:
info@architektour-dd.de

 
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