Die Königsbrücker Straße geht auf eine alte Landstraße zurück, die die Stadt Dresden über Langebrück mit der Kleinstadt Königsbrück verbindet. Erstmals wurde sie im Jahr 1414 als "weg gein der Langebrucken" erwähnt. 1519 ist sie als Langebrugker Straße in den Karten verzeichnet, seit dem 17. Jahrhundert als Königsbrücker Straße. Im Stadtgebiet besteht sie heute aus zwei Abschnitten: der am Albertplatz beginnende Straßenteil durch die Äußere Neustadt und die Albertstadt bis zur Flurgrenze zu Klotzsche und der daran anschließende Teil über Klotzsche und Langebrück, der Königsbrücker Landstraße genannt wird.
Am 5. August 1964 erfolgte die Umbenennung der Königsbrücker Straße in Otto-Buchwitz-Straße. Otto Buchwitz (1879-1964) war ein sozialdemokratischer Politiker, der 1945/46 maßgeblich an der Vereinigung von KPD und SPD beteiligt war. Ab 1946 war er Landesvorsitzender der sächsischen SED und Mitglied des Landtags, später auch der DDR-Volkskammer. Am 27. April 1963 erhielt er die Ehrenbürgerwürde von Dresden. Wegen Buchwitz´ Rolle bei der Zwangsvereinigung der beiden Arbeiterparteien wurde die Bezeichnung nach 1990 als nicht mehr passend erachtet und die Königsbrücker Straße bekam am 18. November 1991 ihren früheren Namen zurück.
Gebäude in der Albertstadt:
Den zur Albertstadt gehörenden Teil der Königsbrücker Straße, der an der Paulstraße beginnt und sich bis zur Dresdner Heide erstreckt, prägen vor allem Militärbauten aus der Zeit zwischen 1874 und 1914. Zusammen mit der kreuzenden Carola- bzw. König-Georg-Allee (heute Stauffenbergallee) bildete dieses Viertel das Zentrum der Militärstadt. Außerdem gab es einige öffentliche Einrichtungen wie das Postamt Albertstadt und das bis Anfang der 1990er Jahre stadtbekannte Tanz- und Vergnügungslokal Lindengarten.
Maschinengewehr-Kaserne (Nr. 80): Das Gebäude an der Ecke zur früheren Hausenstraße (Tannenstraße) entstand im zweiten Bauabschnitt der Albertstadt 1903-04. Nutzer war die 1. Königlich-Sächsische Maschinengewehr-Abteilung Nr. 12, die zum Schützenregiment "Prinz Georg No. 108" gehörte. Zum Komplex gehörte neben dem Mannschaftshaus an der Königsbrücker Straße ein Kammergebäude und die Remisen im hinteren Teil. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Gebäude von der Polizei genutzt. 1935 erfolgte eine Erweiterung der Kaserne, die heute als Bürohaus dient. Nutzer ist u.a. der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien und Baumanagement.
Sächsisches Soldatenheim (Nr. 84): Das Gebäude entstand 1911 nach Plänen der Baumeister Hartung und Dutzmann und wurde am 8. Oktober 1911 als Sächsisches Soldatenheim eröffnet (Foto). Mit dem durch Spenden und Unterstützung des Königshauses finanzierten Soldatentreffpunkt sollte der Besuch von Arbeiterlokalen durch Militärangehörige verhindert werden, um so unerwünschten politischen Einfluß von diesen fernzuhalten. Das Dresdner Soldatenheim auf der Königsbrücker Straße 84 war drittes seiner Art in Sachsen. Im Haus befanden sich Aufenthalts-, Billard- und Leseräume für Soldaten, ein Festsaal und eine Stehbierhalle. Das Obergeschoss stand den Unteroffizieren zur Verfügung. Außerdem besaß das Haus eine Wohnung für den Verwalter und im Keller eine Kegelbahn sowie ein Wannenbad.
Bis 1945 diente das Soldatenheim seiner Bestimmung. 1946 bis 1952 war es Sitz des sächsischen Landtages, da es an geeigneten Räumlichkeiten in der zerstörten Stadt fehlte. Hier fand u. a. am 4. November 1950 die erste konstituierende Sitzung des Landtages nach den Wahlen vom Oktober 1950 statt. Im Anschluss übernahm die Technische Hochschule das Gebäude und richtete ein Studentenwohnheim und Lehrräume ein. 1956 übernahm eine Einheit der Nationalen Volksarmee (NVA) das Haus. Ab 1962 wurde es "Haus der NVA" genannt und diente für verschiedene Veranstaltungen. Außerdem gab es eine öffentliche Gaststätte. Nachdem die 1990 die Bundeswehr das Gebäude übernommen hatte, wurde die Einrichtung 1991 geschlossen. Nach Umbau und Sanierung hat heute hier das Goethe-Institut seinen Sitz, welches im Haus Sprachkurse, Vorträge und Seminare veranstaltet (Foto rechts).
Pionierkaserne (König-Johann-Kaserne - Nr.86/88): Die Pionierkaserne entstand im Zusammenhang mit dem Bau der Albertstadt als Unterkunfts- und Dienstgebäude des 1. Königlich-Sächsischen Pionierbataillons Nr. 12 und wurde am 1. April 1879 bezogen. Die Einheit war bereits 1698 von August dem Starken als Pontonierkompanie gebildet worden und bezog nach Fertigstellung das neue Gebäude an der Königsbrücker Straße. Der Gebäudekomplex an der Ecke zur Carolaallee (heute Stauffenbergallee) erhielt neben den Schlaf- und Speisesälen der Mannschaften auch ein Unteroffiziers- und ein Offizierskasino, die Ingenieurbibliothek und verschiedene Wirtschaftsgebäude. Im Mitteltrakt gab es außerdem mehrere Offizierswohnungen. Die beiden Flügelbauten boten Platz für je 500 Mann der beiden Kompanien und waren durch eine eiserne Treppe miteinander verbunden. Das Tiefparterre beherbergte die Küche und zwei Speisesäle.
1912 wurde die Einheit nach Pirna verlegt und der Gebäudekomplex an das 2. Königlich-Sächsische Fußartillerie-Regiment Nr. 19 übergeben. In dieser Einheit leistete der bekannte Dresdner Schriftsteller Erich Kästner seinen Wehrdienst. 1920
übernahm zunächst die Bereitschaftspolizei, 1935 wieder die Wehrmacht das Areal. Nach 1945 wurden die Kasernenbauten bis 1992 von der Sowjetarmee genutzt und zwischen 1997 und 1999 als Bürogebäude saniert. Heute befindet sich hier das Landesfunkhaus des MDR mit Verwaltungsräumen, Fernseh- und Rundfunkstudios.
151. Oberschule: Der moderne Schulneubau der 151. Oberschule entstand ab 2019 an der Kreuzung Königsbrücker Straße / Stauffenbergallee westlich des Olbrichtplatzes. Die Fertigstellung ist Mitte 2022 geplant. Dann bezieht die bereits 2020 gegründete Schule, die übergangsweise einen Containerbau an der Hechtstraße nutzt, das Gebäude.
Städtische Arbeitsanstalt (Nr. 117/119): Das Gebäude entstand als einer der wenigen zivilen Bauten in der Albertstadt 1876/78 neben dem “Lindengarten” und war im Besitz der Stadt Dresden. Zuvor hatte man Bettler und andere arbeitsunwillige Personen im Jakobshospital, ab 1853 im ehemaligen Stadtkrankenhaus an der Stiftsstraße untergebracht, oft gegen ihren Willen. Mit Verlegung der Einrichtung in die Albertstadt konnten hier bis zu 300 Männer und 150 Frauen leben, die unter strenger Aufsicht zu Erd- und Feldarbeiten, Besenbinden oder Lohnwäscherei herangezogen wurden. Das Speisehaus diente zugleich als Kapelle für den Gottesdienst. Auf Beschluss des Stadtrates wurde die Arbeitsanstalt am 1. April 1922 geschlossen.
Während des Zweiten Weltkrieges befand sich im Gebäude ein Reservelager für Hausrat, welcher im Falle eines Luftangriffes ausgebombten Familien zur Verfügung gestellt werden sollte. Die Möbel und Haushaltsgegenstände stammten meist aus dem Besitz jüdischer Familien bzw. aus zerstörten Häusern. Nach 1945 wurde auch dieser Bau militärisch genutzt und war bis 1989 Sitz des Wehrbezirkskommandos Dresden der NVA. Zuletzt befanden sich hier Büros. 2020 begann der Umbau zu Wohnzwecken.
Pferdelazarett: Die offiziell als Militär-Tierklinik bezeichnete Einrichtung wurde 1936 von der Wehrmacht eingerichtet. Bis zum Kriegsende wurden hier Militärpferde mit Schussverletzungen oder Huferkrankungen chirurgisch behandelt. Pferde, die auch nach ihrer Behandlung nur noch eingeschränkt dienstfähig waren, gab man als Arbeitspferde an die Landwirtschaft ab, die übrigen kehrten in die Militäreinheiten zurück. Nach den Luftangriffen wurde das Pferdelazarett Ende Februar 1945 aufgelöst und in die Region um Altenburg evakuiert.
Festungsgefängnis (Nr. 125): Die Einrichtung ging auf eine 1835 gegründete Militärstrafanstalt zurück, die seit 1874 offiziell Festungsgefängnis genannt wurde. Ursprünglich befand sich das Gefängnis auf der Magazinstraße und wurde 1879 zur Königsbrücker Straße 125 verlegt. 1901 folgte an der Fabricestraße das Militärgericht der Dresdner Garnison. Der von Magnus Küchling entworfene Gebäudekomplex bestand aus Gerichtsgebäude, Gefängnis und einer Disziplinararrestanstalt für kleinere Vergehen. Hinzu kam ein kleineres Gebäude mit den Dienstwohnungen der Angestellten. Die Gesamtanlage war ursprünglich von einer vier Meter hohen Mauer umgeben, die einige Nebenbauten wie Schuppen, Ställe und das Wachhaus einbezog. Die offizielle Eröffnung erfolgte am 1. April 1879.
Im Mittelpunkt der Anlage befand sich das dreistöckige Gerichtsgebäude (Foto), welches im Erdgeschoss die Wache und Büros sowie Wohnungen für die Aufseher beherbergte. Im 1. Obergeschoss hatten die Gerichte der sächsischen Armee ihren Sitz, die in Korps-, Gouvernements- und Divisionsgericht unterteilt waren und alle Militärstraftaten innerhalb der Armee ahndeten. Die beiden obersten Etagen wurden von Zellen für Untersuchungsgefangene eingenommen. Kam es zur Verurteilung zu einer Haftstrafe, wurden die Gefangenen bei Strafen bis zu sechs Wochen im Disziplinararresthaus, bei längeren Strafen im Festungsgefängnis untergebracht. Beide Gebäude waren mit Zentralheizung, Bade- und Waschräumen sowie mit Werkstätten ausgestattet und besaßen Platz für insgesamt 370 Inhaftierte. Im Festungsgefängnis gab es zusätzlich Wohnräume für die Aufseher, ein Unterrichts- und Besucherzimmer sowie eine Sakristei mit Betsaal zur religiösen Betreuung der Gefangenen.
Obwohl das Gefängnis zur Zeit seiner Entstehung nach modernen Gesichtspunkten erbaut worden war, gerieten die Haftbedingungen immer wieder unter Kritik. Grund waren vor allem die ungünstigen Licht- und Temperaturverhältnisse in den Gebäuden sowie die unzureichende Versorgung mit Lebensmitteln. Außerdem deckte der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Kunertin 1897 auf, das Häftlinge Kleidungsstücke und Möbel für das Personal herstellen mussten und auch gelegentlich als “Bedienungspersonal” bei Trinkgelagen der Wachhabenden eingesetzt waren. Daraufhin befasste sich ein Untersuchungsausschuss mit den Vorwürfen, allerdings ohne durchgreifenden Erfolg. Inhaftiert waren hier bis zum Ende des Ersten Weltkrieges ausschließlich Angehörige der sächsischen Armee. 1920 wurde das Festungsgefängnis (Foto) geschlossen und als zivile Strafanstalt Dresden genutzt.
1924 erfolgte ein Umbau des Komplexes zum Verwaltungsgebäude, welches 1927 den Namen General-Müller-Block erhielt. Generalleutnant Müller (1866-1925) war ab 1919 Landeskommandant von Sachsen und 1923 am Einmarsch der Reichswehr nach Sachsen beteiligt. 1925 kam er bei einem Manöver auf dem Truppenübungsplatz Jüterbog ums Leben. Bis 1945 war das Gebäude zuletzt Sitz einer Wehrmachtsfachschule für Techniker und des Divisionsgerichts 404 der Wehrmacht. Schäden entstanden durch einen Luftangriff im April 1945, wobei das ehemalige Festungsgefängnis stark beschädigt wurde. Am 15. September 1945 bezogen Untersuchungshäftlinge des Dresdner Landgerichts die ehemalige Arrestanstalt. Danach übernahm die Sowjetarmee den Komplex und nutzte ihn bis in die 1950er Jahre. Später befanden sich hier Dienststellen des Ministeriums für Staatssicherheit. Trotz verschiedener Umbauten blieb die Grundstruktur der Gebäude bis heute im Wesentlichen erhalten. Im früheren Gefängnisgebäude soll künftig das Depot des Militärhistorischen Museums untergebracht werden.
Garnisonsversorgungsanstalten: Der gesamte Komplex zwischen Königsbrücker Straße und Eisenbahnlinie wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Albertstadt ab 1875 als Versorgungszentrum der sächsischen Armee erbaut und früher auch Provianthof genannt. Neben der Versorgung der Dresdner Garnison waren hier Lebensmittel- und Futtervorräte für den Kriegsfall gelagert und konnten Dank des bestehenden Eisenbahnanschlusses schnell an ihren Bestimmungsort verbracht werden. Zur Garnisonsversorgungsanstalt gehörten eine Dampfwaschanstalt zur Reinigung der Bett- und Leibwäsche der Soldaten, Mehl- und Kornmagazine, der sogenannte Fouragehof mit dem Raufuttermagazin für die Pferde, die Garnisonsmühle und die angeschlossene Heeresbäckerei mit dem Brotmagazin, eine Schlachtanstalt und weitere Einrichtungen.
Organisatorisches Zentrum war die sogenannte Proviantamt-Administration im Zentrum des Gebäudekomplexes mit Wohnungen und Büros der Beamten. Im Norden befanden sich die Schlachtanstalten mit Schlachtraum, Wurstküche, Räucherkammer und Fleischmagazin. Die übrigen Gebäude waren längs der Bahnlinie angeordnet, wobei ein Kohledepot den erforderlichen Brennstoff für die Dampfmaschinen, Bäckerei und Wäscherei lieferte. Allein die Mühle konnte täglich bis zu 15.000 kg Mehl herstellen, das zunächst in einem Mehlmagazin gelagert und im Anschluss in der Heeresbäckerei verarbeitet wurde. Bis zu 4000 Brote am Tag verließen zeitweise das Haus, welches mit Knet- und Zwiebackmaschinen und fünf Backöfen eingerichtet war. Die beiden Körnermagazine waren mit modernen Aufzügen, Transportbändern und Trichtern ausgestattet und ermöglichten an insgesamt 24 Stellen Einnahme und Ausgabe des Getreides. Für die Versorgung der hunderten Pferde der Armee stand das 3.900 Quadratmeter große Areal des Raufuttermagazins zur Verfügung, wo in einfachen Lagerbaracken Hafer, Heu und Stroh aufbewahrt wurde.
Auch nach 1945 blieben die erhaltenen Gebäude in Verwendung und wurden noch bis 1994 von der sowjetischen Armee genutzt. Nach Verkauf an einen privaten Investor und Abriss nicht mehr verwendbarer Nebengebäude wurde der Komplex 1998 teilweise umgebaut. Heute befindet sich hier ein Einkaufszentrum. In den Gebäuden der früheren Heeresbäckerei hat seit 1999 das Dresdner Stadtarchiv seinen Sitz. Eines der beiden ehemaligen Kornmagazine (Foto)
beherbergt seit 2012 das Zwischenarchiv des Stadtarchivs. Das südliche Magazin wurde 2008 zugunsten einer modernen Produktionsstätte der Firma Pharmatec abgerissen. Die Räume der einstigen Garnisonsmühle, zu DDR-Zeiten teilweise als Bürohaus genutzt, dienen seit ihrem Umbau 2017 der Produktion von Leuchtdioden der Firma Novaled.
|