Planetarium






Das Dresdner Planetarium entstand 1926 an der Stübelallee am Rande des Großen Gartens und existierte nur wenige Jahre. Nachdem der Direktor der Jenaer Carl- Zeiss-Werke, der Ingenieur Professor Dr. Walther Bauersfeld 1924 ein Gerät zur Projektion  des künstlichen Sternenhimmels entwickelt hatte, interessierten sich auch Astronomiebegeisterte in Dresden für die Anschaffung eines solchen Apparates. Finanziert wurde dessen Anschaffung mit Hilfe der Dr. Güntzschen Stiftung, wobei die Tilgung des Darlehens aus den Betriebseinnahmen erfolgen sollte. Das Gebäude wurde von Stadtbaurat Paul Wolf entworfen und innerhalb weniger Monate realisiert.

Der im expressionistischen Stil gestaltete 16-eckige Kuppelbau bestand aus Stahlbeton und wurde von der Firma Dyckerhoff & Widmann A.-G. gebaut. Die Besucher betraten das Haus von der Stübelallee aus durch eine offene Vorhalle, in der sich auch der Kassenschalter befand. Der eigentliche Vorführsaal hatte einen Durchmesser von ca. 25 Metern und war 15 Meter hoch. Insgesamt fanden in ihm 600 Personen Platz. Hinzu kamen Garderoben-, Büro- und Sanitärräume. Der Projektor besaß je 16 Einzelprojektoren für die Nord- und Südhalbkugel und konnte ca. 5400 Fixsterne darstellen. Einblendungen ermöglichten die Anzeige der Namen von Sternbildern und wichtigen Sternen, Planetennebeln und der Milchstraße.

Die Eröffnung des Planetariums erfolgte am 24. Juli 1926. Die Leitung übernahm der Amateurastronom Kurd Kisshauer, der sich vor allem für eine populärwissenschaftliche Darstellung der Sternenkunde einsetzte. Zu den Besuchern gehörten  vor allem Schulklassen und Studenten. Trotz der günstigen Lage am Rande des Ausstellungsgeländes blieben die Besucherzahlen jedoch schon bald hinter den Erwartungen zurück. Hatten im Eröffnungsjahr noch über 60.000 Leute das Planetarium besucht, sank diese Zahl bis 1932 auf unter 10.000. Zur Verbesserung der finanziellen Situation wurden deshalb vergünstigte Karten für mittellose Arbeiter ausgegeben und der Raum gelegentlich für Konzerte und Kinovorführungen genutzt. Außerdem bildete sich ein “Freundeskreis Planetarium”.

Trotz aller Bemühungen brachten diese Aktionen jedoch keinen dauerhaften Erfolg. Nicht zuletzt die Folgen der Weltwirtschaftskrise führten zur Überschuldung der Betreibergesellschaft, welche im Februar 1931 von der Stadt übernommen wurde. Wenig später wurden die Mitarbeiter entlassen und das Planetarium 1933 geschlossen. Danach fanden noch in größeren Abständen Vorführungen unter Leitung der Dresdner Ingenieurschule statt, bevor man die technischen Anlagen demontierte. Teile des Planetariumsapparates sind heute in der Adolf-Diesterweg-Sternwarte in Radebeul als Museumsstücke zu sehen. Das zuletzt als Ausstellungskino, Versammlungsraum und ab 1940 als Lager genutzte Gebäude wurde 1945 durch Bomben zerstört.

 


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