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Die Idee zur Schaffung einer Bismarcksäule geht auf den 1890 gegründeten Dresdner Bismarck-
Denkmalausschuss zurück. Zum gleichen Zeitpunkt entstanden ähnliche Vereinigungen in zahlreichen deutschen Städten, die in der Folge zum Bau von Bismarcktürmen und -säulen an verschiedenen Orten
führten. Der Entwurf zur Dresdner Säule wurde nach einem Architektenwettbewerb erstmals auf der Dresdner Bauausstellung 1900 präsentiert. Nach Wahl des Standortes auf der Franzenshöhe in unmittelbarer Nähe des Moreaudenkmals begannen im März 1905 die Arbeiten, die im folgenden Jahr
beendet wurden. Architekt der Bismarcksäule war der junge Baumeister Wilhelm Kreis. Sein Entwurf, der den Namen “Götterdämmerung” trug, wurde in leicht abgewandelter Form in zahlreichen deutschen
Städten realisiert. Die Finanzierung der Dresdner Säule erfolgte zum Großteil durch Spenden der Bevölkerung. Am 22. Juni 1906 konnte das Monument feierlich eingeweiht werden. Der 35 Meter hohe wuchtige Turm
wird von vier Säulen getragen, die die Stärke und Macht des früheren Reichskanzlers symbolisieren sollen. Als einziger
plastischer Schmuck befindet sich an der Vorderseite der Reichsadler, der eine Schlange in seinen Krallen trägt. Um die Säule wurde ein heute nur noch teilweise vorhandener Vorplatz mit Treppenaufgängen angelegt.
Die Bismarcksäule, von deren Sockel sich ein weiter Ausblick über die Stadt bietet, war jedoch von Anfang an nicht als Aussichtsturm konzipiert. Auf der Turmplattform wurde eine Flammenschale angebracht,
in der bei besonderen Anlässen Holz mit Hilfe von Gasöl entzündet werden konnte und deren Feuer dann weithin sichtbar leuchtete. Bis 1941 fanden aller zwei Jahre am Tag der
Sommersonnenwende Bismarck-Gedenkfeiern an der Säule statt, die meist mit einem Fackelzug durch die Stadt kombiniert wurden. 1931 übernahm die NSDAP-Ortsgruppe die Ausrichtung dieser Feiern, die die Popularität des
früheren Reichskanzlers Bismarck nun für ihre politischen Zwecke missbrauchte. In diesen Rahmen fällt auch die am 10. Mai 1933 zu Füßen der Bismarcksäule durchgeführte Bücherverbrennung von
Werken fortschrittlicher Schriftsteller durch Studenten der Technischen Hochschule (Foto). Nach einem Aufruf der Studentenschaft
der TH versammelten sich an diesem Abend Studenten, Professoren und Behördenvertreter im Studentenhaus an der
Mommsenstraße und zogen anschließend in einem Fackelzug zur Bismarcksäule, wo u.a. Werke von Karl Marx, Heinrich Mann, Erich Kästner und Erich Maria Remarque den Flammen übergeben wurden.
Die Bismarcksäule überstand die Kriegsereignisse unbeschädigt und wurde am 1. September 1946 aus Anlaß des
Weltfriedenstages in Friedenssäule umbenannt. Ein in den fünfziger Jahren vorgesehener Abriss des Monuments scheiterte
an den hohen Kosten. Auch die im Zusammenhang mit dem Bau des Neubaugebietes Räcknitzhöhe erwogene Umwandlung
zum Aussichtsturm kam nicht zu Stande. 1990 erhielt die Bismarcksäule per Stadtratsbeschluss wieder ihren ursprünglichen Namen zurück und gehört bis heute zu den Wahrzeichen der südlichen Stadtteile.
Im Februar 2004 entstand eine Initiativgruppe von TU-Studenten, die sich die Sanierung der Bismarcksäule zum Ziel setzte.
Wenig später begann mit Hilfe von Sponsoren die komplette Sanierung des Turmes, welche mit der Eröffnung der Aussichtsplattform am 30. August 2008 abgeschlossen werden konnte. 2011 folgte die Einrichtung einer kleinen
Ausstellung, in der nicht nur an die Geschichte des Bauwerkes, sondern auch an die Bücherverbrennung 1933 erinnert wird.
Blick von der Aussichtsplattform über das Elbtal in Richtung Nordosten
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