Nöthnitzer Straße

Die früher Räcknitzer Straße genannte Straße verbindet Plauen mit dem Nachbarort Räcknitz. 1904 erhielt sie nach dem kleinen Ort Nöthnitz bei Bannewitz den Namen Nöthnitzer Straße. Noch bis 1860 war dieses Areal weitgehend unbebaut und zeitweise Standort dreier Ziegeleien (Nr. 16-18). Um 1860 entstand die Ziegelei Ulbricht (später Bossecker), 1872 die “Maxhütte” genannte Ziegelei des Ratszimmermeisters Karl Fuchs sowie 1874 das Ziegelei-Unternehmen Behr & Co. Alle drei Ziegeleien wurden 1911 von der Familie Bienert erworben und in deren Baugesellschaft Dresden Süd-West mbH mit Sitz auf der Nöthnitzer Straße 50 eingegliedert. Noch bis 1930 waren die beiden erstgenannten Ziegeleien in Betrieb. Das früher als “Lehmgrube” bezeichnete Areal gehört heute zum Gelände der TU.

In der Nähe der Einmündung in die Bergstraße befindet sich an der Südseite der Nöthnitzer Straße ein historischer Weichbildstein, wie er früher zur Markierung des städtischen Weichbildes (Stadtflur) verwendet wurde. Der Stein mit der Nummer 55 trägt die Jahreszahlen 1679 und 1729 und steht noch heute an seinem ursprünglichen Standort.

Um 1880 begann, ausgehend vom alten Dorfkern, die Bebauung der Straße mit mehrgeschossigen Wohnhäusern. Hinzu kamen einige öffentliche Gebäude wie das 1882 eingeweihte Schulhaus der Höheren Volksschule und die ein Jahr später übergebene Kinderbewahranstalt der Heger-Bienert-Stiftung. Zu den jüngeren Gebäuden gehört das an der Einmündung zur Westendstraße stehende Wohnhaus. Das Gebäude wurde 1924 vom Dresdner Architekten Curt Herfurth errichtet, der nach der Fertigstellung auch selbst eine Wohnung im Haus bezog. 1999 erfolgte eine umfassende Sanierung unter Wahrung des historischen Äußeren.

1997/99 wurden in der Nähe der Gleisschleife Münchner Straße einige moderne Institutsgebäude errichtet. Die Pläne für die Bauten, welche vom Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe bzw. für Physik komplexer Systeme genutzt werden, stammen vom Architekturbüro Brenner + Partner. Neben den eigentlichen Institutsgebäuden entstanden auch mehrere Gästehäuser für auswärtige Forscher. 2005 folgte in unmittelbarer Nachbarschaft das moderne Informatik-Zentrum für die Technische Universität. Später siedelten sich hier weitere Forschungseinrichtungen an. 2011/12 entstand das neue Technikum der TU, welches Sitz der Institute für Aufbau- und Verbindungstechnik und Festkörperelektronik ist. Ein Jahr später folgte das Technikum der Elektrotechnischen Fakultät. 2016 wurde das nach Plänen von Walter Henn entworfene Institut für metallische Werkstoffe übergeben. Ein weiterer Neubau (Hermann-Krone-Bau) entstand zwischen 2014 und 2017 für die Physikalische Fakultät der TU. Benannt ist dieser nach dem Fotopionier Hermann Krone (1827-1916)

Fotos: Das Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme mit Gästehäusern und Gartenanlage

Einzelne Gebäude:

Forschungseinrichtungen an der Nöthnitzer Straße

Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme

Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe

Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik

Technische Universität - Fakultät Informatik

Technische Universität - Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik (Mierdel-Bau, Werner-Hartmann-Bau)

Technische Universität - Fakultät Physik

Technische Universität - Labor für Nanoelektronisches Material (Namlab) (2013)

Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) (2013)

Zentrum für fortgeschrittene Elektronik cfaed (Barkhausen-Bau)

Institut für metallische Werkstoffe (2016)

Bienert-Denkmal: Das Denkmal befindet sich unmittelbar neben dem Plauener Rathaus und wurde 1902 zur Ehrung des Plauener Mühlenbesitzers und Ehrenbürgers Gottlieb Traugott Bienert aufgestellt. Die Finanzierung der Bronzeplastik übernahmen Plauener Einwohner. Während des Zweiten Weltkrieges wurde diese zur Metallgewinnung demontiert, konnte jedoch nach Kriegsende auf dem Hamburger “Glockenfriedhof” sichergestellt und an die Familie Bienert übergeben werden. Seit 1994 steht das Denkmal wieder restauriert an seinem ursprünglichen Platz.

 

Kinderbewahranstalt: 1883 wurde auf dem Grundstück Nöthnitzer Straße 4 (Foto) eine Kinderbewahr- und Beschäftigungsanstalt eingerichtet. Die Finanzierung dieser für die damalige Zeit vorbildlichen Kindereinrichtung übernahm die 1877 ins Leben gerufene Heger-Bienert-Stiftung, finanziert aus dem Nachlass der verstorbenen Gutsbesitzerswitwe Amalie Wilhelmine Heger und der Familie Bienert. Die Anstalt betreute tagsüber die Kinder berufstätiger Plauener Einwohner und unterhielt auch eine Knabenbeschäftigungsanstalt, in der Jungen während der schulfreien Zeit gegen Entgelt einfache Arbeiten erledigen konnten. 1996 wurde der zu den ältesten Dresdner Kindergärten gehörende Bau saniert. Gegenüber entstand 1996/97 ein modernes Verwaltungsgebäude, welches verschiedene Behörden des Ortsamtes Plauen beherbergt.


Die Kinderbewahranstalt bezweckt: die Kinder armer Eltern während der Tagesstunden
in Pflege und Aufsicht zu nehmen und dieselben vor Verwahrlosung zu schützen.
Aufnahme finden Kinder beiderlei Geschlechts im Alter von 2 - 6 Jahren, dieselben
erhalten volle Verpflegung gegen eine tägliche Vergütung von 15 Pfg.
Die Knabenbeschäftigungsanstalt bezweckt: die Knaben hiesiger Einwohner in der
schulfreien Zeit durch eine angemessene und lohnende Beschäftigung an
ein geregeltes Leben zu gewöhnen ...

Anzeige im "Plauenschen Wochenblatt" 1883

 


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