Als Altkaitz wird seit 1926 der alte Dorfkern (Dorfplatz) von Kaitz bezeichnet. In diese Namensgebung einbezogen wurde auch die westlich der Kaitzbachbrücke gelegene frühere Coschützer Straße. Da diese zugleich dem Kohlentransport von Coschütz und Gittersee diente, waren zuvor die Bezeichnungen Kohlenweg bzw. Coschützer Weg üblich. Erst 1913 erhielten Dorfplatz und Coschützer Straße amtlich ihre Namen. Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Innsbrucker Straße erfolgte 2003 eine Neugestaltung der Kreuzung und die Verlängerung der Straße Altkaitz bis zur Stuttgarter Straße in Coschütz.
Am früheren Dorfplatz haben sich noch einige Gebäude aus der Vergangenheit des Ortes erhalten (Foto rechts: Altkaitz 2), die noch gut den alten Rundweiler erkennen lassen. Bedeutendstes Anwesen ist das 1672 entstandene Amtslehngut (Altkaitz Nr. 1), welches bis 1945 mit 111 Hektar größter Grundbesitzer im Ort war. Die Flächen wurden 1946 an Neubauern verteilt, die sich 1952 zur LPG “Fortschritt” zusammenschlossen. Die historischen Gebäude, zu denen auch ein kleiner Gartenpavillon gehört, stehen unter Denkmalschutz. Weitere Bauernhäuser aus dem 19. Jahrhundert stehen rund um den kleinen Dorfplatz. Im Haus Nr. 5 befand sich bis 1844 die erste Kaitzer Schule.
Einzelne Gebäude:
Amtslehngut (Nr. 1): Die Geschichte des Gutes reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als die in Scharfenberg ansässige Adelsfamilie von Miltitz große Teile von Kaitz besaß. Zu diesem Besitz gehörte auch das Zweihufengut Nr. 1, größtes Anwesen im Ort. Ab 1636 gehörte es der Frau von Taube, die es 1646 an den kurfürstlichen Hauptsalzkassenverwalter Martin Christoph Lehmann verkaufte. Lehmann war zuvor bereits Besitzer des Mühlengutes und kaufte in den Folgejahren weitere Flächen auf. 1667 bekam er von Kurfürst Johann Georg II. den gesamten Ort Kaitz mit vier Amtsuntertanen übereignet, drei Jahre später die Erbgerichtsbarkeit. Das Herrschaftsgut erhielt 1672 den Status eines Erb- und Allodialgutes und blieb bis 1920 als Amtslehngut selbstständiger Gutsbezirk. Damit verbunden war das Recht des freien Mahlens, Brotbackens und des Brot- und Mehlverkaufs auf dem Dresdner Markt. Außerdem durften die Besitzer selbst auf dem Dorfplatz einen Markt abhalten, ein seltenes Privileg für eine dörfliche Siedlung. Die übrigen Bauern des Dorfes waren diesem Gut Frondienst- und abgabenpflichtig und mussten zu festen Terminen Hufengeld und verschiedene Zinsen bezahlen. Erst 1840 wurden alle Naturalzinsen in jährliche Ablösungsrenten umgewandelt.
Bei Lehmanns Tod 1690 hinterließ er seine Gutswirtschaft überschuldet, die deshalb versteigert und vom Kaufmann Johann Siegmund Küffner erworben wurde. Die Familie stiftete 1702 der Leubnitzer Kirche ein Vermächtnis, das 1730/31 die Errichtung des neuen Hochaltars ermöglichte. Später übernahm der Neffe Carl Gustav Strauch (1691-1760) das Allodialgut, welches nun bis Anfang des 19. Jahrhundert im Familienbesitz blieb. Strauch war nach dem frühen Tod seiner Eltern nach Kaitz gekommen, hatte hier für seine Tante die Verwaltung des Gutes übernommen und gehörte ab 1724 dem Rat zu Dresden an. Zwischen 1748 und 1754 war er dreimal regierender Bürgermeister der Stadt. Ab 1818 bewirtschaftete die Familie Winckler, später Brendel das Gut. Zu diesem gehörte neben dem Herrenhaus und den landwirtschaftlichen Flächen auch eine Schäferei, Ziegelei und Brauerei. Bis 1900 wuchs die Nutzfläche auf 111 Hektar an, die teilweise in Kaitz, teilweise aber auch in den Nachbargemeinden lagen. Die Leitung des Betriebes oblag dem Gutsherren und einem von ihm eingesetzten Gutsinspektor.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden alle bestehenden Gutsbezirke und Freigüter aufgelöst und der Verwaltung der Landgemeinden unterstellt. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten Gutsbesitzer Paul Brendel und die Gemeinde Kaitz am 1. Oktober 1920. Durch Hochzeit wurde Mitte der 1920er Jahre Walter Voß Eigentümer des ehemaligen Amtslehngutes, ab 1931 seine Frau Margarete. Obwohl das Gut zuletzt nur 87 Hektar besaß und somit nicht unter die Bestimmungen der Bodenreform fiel, wurde die Familie im Oktober 1945 verhaftet und in ein Lager auf die Insel Rügen verbracht. Von dort gelang ihnen die Flucht in den Westen. Die Felder des Gutes wurden 1946 an meist aus den ehemaligen Ostgebieten vertriebene Neubauern verteilt, die sich 1952 zur LPG “Fortschritt” zusammenschlossen. Weitere Flächen übernahm in den 1950er Jahren die Technische Universität für ihr Versuchsgut an der Kohlenstraße. Bis 1990 befand sich in den Gebäuden des früheren Amtslehngutes der Sitz der LPG "Fortschritt" Bannewitz, die 1975 durch die Vereinigung mehrerer landwirtschaftlicher Genossenschaften entstanden war.
Gartenpavillon: Unmittelbar an der Hofmauer des Amtslehngutes ist noch ein auf das Jahr 1833 datierter Gartenpavillon zu sehen. Das kleine Häuschen zeigt über der Eingangstür an der Gartenseite die Inschrift "W. MDCCCXXXIII", wobei der Buchstabe "W" für den einstigen Besitzer des Gutes Winckler steht. Nach 1945 war im Pavillon einige Jahre eine kleine Leihbibliothek untergebracht, deren Bücher vermutlich aus dem Amtslehngut stammten.
Fotos: Altkaitz - Amtslehngut und Gartenpavillon - Kriegerdenkmal
Nr. 2: Das 1 1/2-Hufen-Gut Nr. 2 befand sich seit 1787 im Besitz der ursprünglich aus Kaufbach stammenden Familie Franz. Johann Gottlob Franz hatte das Anwesen zusammen mit einem kleineren Beigut von seinem Schwiegervater Christian Dietrich erworben. Noch um 1900 erinnerte eine Wetterfahne mit den Initialen "C. D." und der Jahreszahl 1784 an diesen Kauf. Mit 21 Hektar Fläche war das Gut nach dem Amtslehngut größter bäuerlicher Betrieb im Ort. Aus dem Beigut ging der 1813 zerstörte und 1828 neu errichtete Kaitzer Gasthof an der Possendorfer Straße hervor, der ebenfalls viele Jahre in Familienbesitz blieb, später jedoch verpachtet war.
Die angesehene Familie Franz stellte im 19. Jahrhundert Gerichtsschöppe und Dorfrichter von Kaitz und verkaufte 1839 das Grundstück für den Schulbau an die Gemeinde. Aus ihr stammte auch der langjährige Kaitzer Gemeindevorstand Adolf Max Franz (1860-1916). Die Familie besaß zudem einen Weinberg am Kaitzgrund. 1913 und 1916 verkaufte G. A. Franz dieses Grundstück an den Konditormeister Opitz für die Errichtung des "Café Weinberg" an der damaligen Weinbergstraße (heute Kaitzer Weinberg). An die Verdienste der Familie für ihren Heimatort erinnert heute der Franzweg. Das Bauerngut dient heute als Wohnhaus und steht unter Denkmalschutz.
Nr. 3: Aus dem Jahr 1814 stammt der Dreiseithof Nr 3 (Foto), der zuvor im Zusammenhang mit der Schlacht bei Dresden niedergebrannt war. Bis heute erinnern die Initialen "J-G-S 1814" (= Johann Gottfried Schäfer) am Wohnstallhaus an den Wiederaufbau des Gutes. Bis 1886 befand es sich im Besitz der Familie Schäfer, danach gehörte es der Familie Johne/Nedeß. 1921 mussten Teile der landwirtschaftlichen Nutzflächen für den Bau der Umgehungsstraße (Innsbrucker Straße) abgetreten werden. 1961 endete die privatbäuerliche Gutswirtschaft mit dem zwangsweisen Eintritt in die LPG. Die danach verfallenen Gebäude wurden ab 2011 saniert und werden heute zu Wohnzwecken genutzt.
Nr. 4: Auch dieser Gutshof entstand nach der Zerstörung 1814 neu. Besitzer war der Oeconomie-Inspektor Friedrich August Scheffler. 1840 wurden die Felder des Hofes an insgesamt 15 neue Besitzer aus Kaitz und den umliegenden Gemeinden aufgeteilt. Bis 1945 gehörten die meisten Flächen dem Amtslehngut. 1946 wurde das Gut an zwei Neubauernfamilien vergeben, die seit 1952 zur LPG "Fortschritt" gehörten.
Nr. 5: Im ersten Stock des Wohnhauses Altkaitz Nr. 5 (Foto links) befand sich bis 1824 die erste Schule des Ortes. Die Einrichtung wurde von einem Kaitzer Häusler 1736 als Winkelschule ohne Erlaubnis der Behörden gegründet und sollte den langen Schulweg der Kaitzer Kinder nach Leubnitz verkürzen. Die landwirtschaftlichen Flächen des Hofes gehörten später bis 1945 zum Amtslehngut und wurden 1946 an drei Neubauernfamilien vergeben. 1952 schlossen diese sich mit anderen Bauern des Ortes zur LPG "Fortschritt" zusammen.
Hofemühle (Nr. 6): Zum Amtslehngut gehörte einst die am Kaitzbach gelegene Hofemühle, die ab 1670 das Privileg des Brot- und Mehlhandels in Dresden besaß. Früher wurde sie auch Grundmühle genannt. Die Mühle entstand vermutlich Anfang des 17. Jahrhunderts und blieb bis 1945 im Besitz der jeweiligen Eigentümer des Amtslehngutes. Teile des Grundstücks Nr. 6 sind 1831 als "Gartennahrung" der Juliane Christiane Naumann im Flurregister eingetragen, waren also vermutlich an ärmere Bewohner des Dorfes verpachtet. Im rechten Giebelfeld der früheren Hofemühle sind einige eingemauerte Kanonenkugeln aus der Schlacht von 1813 zu sehen.
Nr. 7: Auch dieses ursprünglich zur Hofemühle gehörende Grundstück ist in Urkunden des frühen 19. Jahrhunderts als Gartennahrung verzeichnet. Solche Flächen wurden nicht für den Anbau von Feldfrüchten oder Getreide genutzt, sondern dienten meist ärmeren Dorfbewohnern für Obstbäume, Beerensträucher und zur Kleintierhaltung. Hier lag auch der Kaitzer Dorfteich. Nach seiner Verfüllung entstand das Doppelwohnhaus Altkaitz 7/8, von den Einwohnern einst "Froschvilla" genannt.
Armenhaus (Nr. 11): Etwas abseits des Dorfplatzes stand das Armenhaus des Ortes (Foto), dessen Grundstück heute von einem Autohaus genutzt wird. Das Gebäude entstand 1824 und war bis zum Bau der Schule am Franzweg zugleich Schulhaus von Kaitz. 1996 wurde es wegen Baufälligkeit abgetragen.
Nr. 12: Das Gut Altkaitz 12 (zuvor Coschützer Straße 2) war nach seinen früheren Besitzern als Ermer-Gut bekannt. 1822 hatte es der ursprünglich aus Großdobritz stammende Johann Gottlob Ermer gekauft. Die Besitzer des unmittelbar am Kaitzbach an der sogenannten "Niederwiese" gelegenen Hofes hatten regelmäßig mit Hochwasser zu kämpfen. Einige Hochwassermarken an der früheren Schmiede (Possendorfer Straße 24) erinnern noch daran. 1945 diente das Gut zeitweise als Unterkunft für russische Soldaten, die im Autoreparaturwerk Kaitz auf der Possendorfer Straße 26 beschäftigt waren. Die Gebäude des Dreiseithofes wurden später wegen Baufälligkeit abgetragen und das Grundstück als Abstellplatz für Traktoren und Landmaschinen der Kaitzer LPG genutzt. 1993 errichtete man auf dem Grundstück ein Autohaus.
Kriegerdenkmal: Das Kaitzer Kriegerdenkmal, ein schlichter Gedenkstein mit Inschrift und Namenstafel wurde 1921 in der Nähe des Dorfkerns aufgestellt. Stifter war der Kaitzer Bauer Moritz Nedeß, der dafür einen Teil seines Grundstücks zur Verfügung gestellt hatte. Neben der Inschrift "Unsern Helden im Weltkriege 1914 - 1918" nennt das Denkmal die Namen der 50 gefallenen Männer des Dorfes.
Geschichtsstein: Ein weiterer Gedenkstein befindet sich an der Ecke Altkaitz / Possendorfer Straße. Das Denkmal erinnert an das 800. Jubiläum der Ersterwähnung des Dorfes und wurde im September 2006 eingeweiht. Die ca. zwei Meter hohe Sandsteinsäule zeigt an ihrer Vorderseite das alte Dorfsiegel von Kaitz, an den Seiten sind wichtige Ereignisse der Ortsgeschichte und die früheren Schreibweisen von Kaitz dokumentiert. Geschaffen wurde auch dieser Gedenkstein vom Kaitzer Steinmetz Jens Krämer.
Tränenwiese: Das unmittelbar am Kaitzbach gelegene Grundstück östlich des Dorfkerns, früher Gräbenwiese genannt, erhielt seinen Namen in Erinnerung an die Ereignisse des Jahres 1813. Damals befand sich hier während der Schlacht bei Dresden ein Verbandsplatz für die zahlreichen verwundeten Soldaten. Wenig später wurde ihnen zu Ehren ein noch heute vorhandener Gedenkstein aufgestellt. Ein weiterer Stein folgte aus Anlass des 100. Jubiläums der Schlacht im Jahr 1913. Zum 200. Jahrestag wurde am 31. August 2013 ein drittes Denkmal errichtet. Das vom Kaitzer Steinmetz Jens Krämer geschaffene Monument besteht aus drei Steinsäulen, welche die damaligen Verbündeten Preußen, Österreich und Russland symbolisieren.
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