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Seidnitz gehörte ursprünglich zur Leubener Kirche, ab 1546 zur Dresdner Frauenkirche und seit 1674 wieder zum Kirchspiel Leuben. Nach dem Ersten Weltkrieg war die um 1900 in Himmelfahrtsgemeinde umbenannte Gemeinde auf über 35.000 Mitglieder angewachsen, woraufhin man sich zur Einrichtung eines eigenen Gemeindesaales für Seidnitz auf der Winterbergstraße 115 entschloss. Dieser konnte in gemieteten Räumen am 18. Oktober 1931 geweiht werden. Einziger Schmuck war ein Relief mit Darstellung von Jesus und Maria, welches sich heute in der neuen Kirche befindet. Nach Kündigung des Mietvertrages erwarb die Gemeinde 1938 das Bauerngut Altseidnitz 12, um dieses für kirchliche Zwecke umzubauen. Während im Hauptgebäude einige Wohnungen eingerichtet wurden, entstand im zuvor als Stall und Schuppen genutzten Seitenflügel ein kleiner Pfarrsaal mit ca. 50 Plätzen.
Nach Beseitigung von Kriegsschäden beantragten die Christen des Ortes, die auf dem Areal befindliche Scheune zur Kirche auszubauen. Dieser Antrag wurde auch genehmigt, so dass am 9. Juni 1951 die Umbauarbeiten begannen. Unter Leitung der Architekten Wolfgang Rauda und Herbert Burckhardt entstand hier ein neues Gemeindezentrum, welches am 9. Dezember 1951 vom Landesbischof Hahn geweiht wurde. Eineinhalb Jahre später, im April 1953 erhielt die Seidnitzer Kirchgemeinde ihre Selbständigkeit und bekam in diesem Zusammenhang den Namen Nazarethkirche.
Das schlichte Gebäude besitzt einige interessante Ausstattungsstücke. Am Eingang erinnern zwei betende Kinderfiguren an die ehemalige “Ehrlichsche Gestiftskirche”, die sich bis zur Zerstörung 1945 am heutigen Straßburger Platz befand. Auch der Altar mit dem Kruzifix, eine Gedenktafel und eine Büste des Kirchenstifters Johann George Ehrlich stammen aus diesem Gotteshaus. Älter ist der frühgotische Taufstein, welcher sich ursprünglich in der Kapelle des schon im 19. Jahrhundert abgerissenen Bartholomäushospitals befand. Die Orgel der Nazarethkirche stammt von der Zittauer Orgelbaufirma Schuster und wurde aus Spendengeldern finanziert. Eine umfassende Erneuerung der Kirche erfolgte 2003. Vor der Kirche befindet sich seit 1952 ein hölzerner Glockenstuhl mit einer Bronzeglocke aus der Gegend von Glatz (Schlesien), welche nach dem Zweiten Weltkrieg vom Hamburger “Glockenfriedhof” gerettet werden konnte. 2008 wurde der Glockenstuhl durch einen Neubau ersetzt.
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