Die Quohrener Straße bildet die Hauptstraße des alten Dorfkerns. Ihren Namen erhielt sie am 1. Juni 1926 nach dem im Laufe der Zeit mit Bühlau zusammengewachsenen Ortsteil Quohren, der 1365 erstmals als "Quohrne" urkundlich erwähnt wurde. Bis zur Eingemeindung Bühlaus wurde diese Straße Bühlau-Schönfelder Kommunikationsweg bzw. Schönfelder Straße genannt. Die Lage der erhaltenen Gehöfte zu beiden Seiten der Straße, deren Geschichte sich zum Teil bis ins 16. Jahrhundert zurück verfolgen lässt, lässt noch deutlich die alte fränkische Hufeneinteilung erkennen. Die meisten der zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Häuser entstanden nach den schweren Zerstörungen in den Befreiungskriegen 1813.
Im 19. Jahrhundert wandelte sich das Bild des Ortes. In vielen der kleinen Häuser wurden Läden und Handwerksbetriebe eingerichtet. So gab es hier gleich an der Ecke zum Ullersdorfer Platz eine Lebensmittel- und Feinkosthandlung, im oberen Teil u. a. einen Milchladen (Nr. 66 b), zwei Bäckereien und die Parsifal-Drogerie (Nr. 85). 1936 entstand an gleicher Stelle das Wohn- und Geschäftshaus des Fleischermeisters Kummer. Ackerflächen und Wiesen wurden durch Gärtnereien bzw. durch Wohnungsneubauten verdrängt. Bereits 1806 war an der Quohrener Straße 15 das erste Bühlauer Schulhaus errichtet worden, welches 1861 durch einen Neubau auf einem der Nachbargrundstücke ersetzt wurde. 1899 folgten die Kirche mit Pfarrhaus und der Bühlauer Friedhof. Vor der Kirche erinnert ein vom Bühlauer Bildhauer Josef Häsler geschaffenes Ehrenmal an die Opfer des Ersten Weltkrieges. Häsler besaß sein Atelier direkt gegenüber der Schule.
Trotz dieser Veränderungen blieben bis heute eine Reihe historischer Gebäude erhalten. Bemerkenswert sind u.a. die Fachwerkhäuser Nr. 17, 21, 41 und 59. Das Bauerngut Quohrener Straße 17 (Foto) wurde bereits 1595 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte jahrhundertelang zu den größten Bühlauer Gehöften. Viele Häuser des früheren Dorfkerns wurden in den letzten Jahren saniert. Interessant ist auch das Holzhaus der einstigen Gärtnerei Zscherpe in der Nähe der Schule.
Der Bühlauer Dorfkern in den 1930er Jahren
Einzelne Gebäude:
Nr. 1: Das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene Gebäude bildet den Auftakt zur Quohrener Straße und trennt zudem die Bautzner Landstraße von der alten Dorfstraße. Ursprünglich entstand das zweigeschossige Fachwerkhaus mit Satteldach als bäuerliches Wohnhaus. Später wurde an der Giebelseite zum Ullersdorfer Platz ein Ladenlokal eingebaut. An der Seite zur Quohrener Straße befinden sich links drei historische Straßen- und Hinweisschilder.
Nr. 17: Das Bauerngut Quohrener Straße 17 wurde bereits 1595 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte zu den größten Bühlauer Gehöften. Die heutigen Gebäude, bestehend aus einem Wohnstallhaus, einem gegenüberliegenden Seitengebäude und einer massiven Scheune mit Fachwerkgebäude stammen aus der Zeit um 1800. Der frühere Besitzer des Hofes Robert Schäfer stiftete 1896 einen Großteil des Landes für den Bau der Kirche und die Anlage des Friedhofes. Heute hat hier die Firma Metallgestaltung Ehnert ihre Werkstatt. Als wichtiges Zeugnis ländlicher Architektur und Volksbauweise steht der nach 1990 sanierte Komplex unter Denkmalschutz.
Nr. 19: Auch dieses kleine Fachwerkhaus stammt aus der Zeit um 1800, worauf Inschriften an der Giebelseite hinweisen.
Nr. 26: Wie viele Gehöfte in Bühlau und Quohren steht auch dieses Wohnstallhaus aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Denkmalschutz. Das heute nur noch Wohnzwecken dienende Gebäude beherbergte einst auch den Stall für das Vieh der Besitzerfamilie. Typisch ist das aus Naturstein gemauerte Erdgeschoss, Fachwerk im Obergeschoss und ein aus Witerungsgründen verbretterter Giebel, wie er sich an vielen Bühlauer Gehöften findet. Ein ähnliches Beispiel ist das Nachbarhaus Nr. 28 mit weitem Dachüberstand auf der Hofseite.
Nr. 29: Dieses Gut erhielt geht in seiner heutigen Form auf das Jahr 1815 zurück. Neben dem Wohnhaus (Foto links) blieben auch die Scheune und ein historischer Eiskeller erhalten. 2005 begann der Umbau zu einer Wohnanlage, wobei neben dem Ausbau der historischen Gebäude auch 13 moderne Wohnhäuser entstanden.
Nr. 30: Zu den öffentlichen Gebäuden Bühlaus gehörte das 1899 errichtete Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr Bühlau und Quohren. Zuvor gab es bereits ab 1808 ein steinernes Gebäude zur Aufbewahrung der Feuerlöschgeräte, welches gegenüber den Grundstücken Quohrener Straße 17/19 stand. Im Zusammenhang mit der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr entschied man sich für einen Neubau, in dem die damals noch pferdebespannte Dampfspritze und der Hydrantenwagen stand. 1914 folgte schließlich die Verlegung in den noch heute existierenden Bau auf der Neukircher Straße.
Nr. 31: Vom einstigen Gehöft ist heute nur noch das Wohnhaus erhalten, am schieferverkleideten Giebel auf das Jahr 1895 datiert. An Stelle einstiger Wirtschaftsgebäude befinden sich heute weitere Wohnbauten jüngeren Datums.
Nr. 33: Originell ist das parallel zur Straße stehende Wohnstallhaus Quohrener Straße 33, ein Fachwerkhaus mit ehemaligen Stallräumen im Erdgeschoss. Im heute vermauerten früheren Eingang ist ein Pferd zu sehen, an der Fassade befinden sich im oberen Bereich vier aufgemalte Inschrifttafeln, die humorvoll auf das Fuhrwesen in der Vergangenheit hinweisen.
Ein geschickter Kutscher weiss auch im engen Raum zu fahren.
Die schlechtesten Kutscher nehmen den meisten Fuhrlohn.
Wie der Fuhrmann ist, so folgt das Geschirr hinten nach.
Das ist ein armer Fuhrmann, der nur einen Weg weiss.
Inschriften an der Fassade Quohrener Straße 33
Nr. 36 und Nr. 41: Von bau- und ortsgeschichtlicher Bedeutung sind auch die beiden früheren Kleinbauernhöfe Quohrener Straße 36 und 41. Beide entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und weisen über einem massiven Erdgeschoss Fachwerk im Obergeschoss auf. Typisch sind auch die zum Wetterschutz verbretterten Giebel und weite Dachüberstände zur Hofseite zu. Als Zeugnisse der bäuerlichen Lebensweise im Ort stehen beide Häuser unter Denkmalschutz. Das Foto zeigt links das Fachwerkhaus Nr. 41, rechts die ehemalige Gaststätte "Zur Krone".
Restaurant “Zur Krone” (Nr. 43): Die kleine Gastwirtschaft wurde im März 1870 auf der Quohrener Straße 43 eröffnet. Trotz mehrfachem Besitzerwechsel und zeitweiser Schließung bestand die Gaststätte bis ca. 2010 und wurde 2002 nach gründlicher Sanierung wieder eröffnet (Foto um 2010). Heute dient das Gebäude als Wohnhaus.
Nr. 47: Unter Denkmalschutz steht auch der zu den größeren Höfen des Ortes gehörende Dreiseithof Nr. 47 (Foto rechts). Bestehend aus Wohnstallhaus, Seitengebäude, Scheune und Torentstand dieser Mitte des 19. Jahrhunderts. Das giebelständige Wohnstallhaus besitzt zur Hofseite mit holzverkleidetes Obergeschoss und am Giebel ein Drillingsfenster mit Palladio-Motiv. Zum Hof besteht ein kleiner Anbau, in dem sich einst der Stall befand. Hinzu kommen ein Seitengebäude mit Fachwerk im Obergeschoss und eine zweitorige Scheune.
Nr. 48: Zu den jüngeren Gebäuden im Dorfkern gehört das 1906-1907 entstandene Wohnhaus Nr. 48. Das Holzhaus ist eines der ersten Beispiele eines Fertigteilhauses vom Anfang des 20. Jahrhunderts und steht als Baudenkmal unter Schutz.
Nr. 52: Auch dieses Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute Wohnstallhaus, Überrest eines ehemaligen Dreiseithofes steht als zeittypisches Gebäude aus der bäuerlichen Vergangenheit Bühlaus unter Denkmalschutz.
Nr. 62: Ein bemerkenswertes Beispiel der bäuerlichen Architektur stellt das Wohnstallhaus Quohrener Straße 62 dar. Durch Inschriften bezeichnet entstand es im Kern 1780 und weist wie die meisten Gebäude dieser Zeit im Obergeschoss verputztes Fachwerk auf. An der Hofseite belegt eine Schrifttafel die mutmaßliche Bauzeit, wobei das heutige Gebäude auch jüngeren Datums sein kann. Um 1830 wurde das Haus nach hinten um einen Anbau verlängert, der im Gegensatz zum älteren Teil massiv gemauert ist. Architektonisch bemerkenswert ist die Dachkonstruktion des Steildachs, die der Bauakte zufolge vom Ende des 19. Jahrhunderts stammt. Einst befand sich im Gebäude eine Bäckerei, deren Backofen noch im Erdgeschoss zu sehen ist. Trotz mehrfacher Um- und Ausbauten ist das Gebäude in großen Teilen erhalten und wurde nach 1990 denkmalgerecht saniert.
Nr. 78: Das Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke zur Rochwitzer Straße entstand 1927/28 für den Geschäftsmann Otto Köhler, der hier 1929 ein Kolonialwarengeschäft eröffnete. Der kleine Laden war erste und einzige Versorgungsmöglichkeit für Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs im Bühlauer Oberdorf. Mit Erreichen des Rentneralters übergab Köhler sein Geschäft Anfang 1960 an die Konsumgenossenschaft, die hier bis nach 1990 einen Lebensmittelladen betrieb. Heute nutzen eine Fensterbaufirma und ein Friseursalon das Gebäude.
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