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Der Nordfriedhof wurde auf Anregung des sächsischen Kriegsministers Paul von der Planitz als Garnisonsfriedhof der Albertstadt angelegt und am 1. Oktober 1901 eröffnet. Zuvor wurden Militärangehörige meist auf dem St. Pauli-Friedhof am Rande des Hechtviertel beerdigt. Die erste Beisetzung erfolgte am 12. Dezember des gleichen Jahres. 1902 folgte die Einweihung der nach Plänen des Sächsischen Heeresbauamtes gestalteten Friedhofskapelle. Lorbeerkranz und Palmenzweige am Giebelfeld symbolisieren Krieg und Frieden und weisen so auf den militärischen Charakter der Anlage hin.
Das ca. 4,3 Hektar große Areal am Kannenhenkelweg in der Dresdner Heide diente zunächst fast ausschließlich der Beisetzung von verstorbenen Militärangehörigen. Aus dieser Zeit sind noch einige Grabstätten hoher Offiziere und Generäle der sächsischen Armee erhalten, die zum Teil aus bekannten Adelsfamilien stammen. Während des Ersten Weltkriegs wurde der Friedhof erweitert und nun auch für Bestattungen von Zivilpersonen genutzt. Zwischen 1917 und 1920 entstand außerhalb der alten Mauern ein Ehrenhain, der an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten der sächsischen Regimenter und Ersatztruppenteile erinnert. Die bronzenen Gedenktafeln stammen vom Bildhauer Emil Hartmann (Foto). Neben über 2000 deutschen Soldaten fanden in diesem Bereich auch serbische, russische, französische und tschechische Kriegsgefangene ihre letzte Ruhe.
Fotos: Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Ehrenhain des Nordfriedhofs
Am 17. September 1922 wurde außerdem ein Denkmal eingeweiht, welches früheren Angehörige der Brigade “Graf von Pfeil” stifteten. Nach einem Modell des Bildhauers Max Lange entstand eine Bronzegruppe mit zwei Soldaten, von denen einer im Todeskampf niedersinkt (Bild links). Die künstlerisch anspruchsvolle Plastik wurde 1947 aufgrund einer Weisung der SMAD entfernt und eingeschmolzen. Der Sockel des Denkmals fand für das noch bestehende Mahnmal der Opfer des 13. Februar 1945 Verwendung. Ab 1930 wurde der bisherige Garnisonfriedhof amtlich in Standortfriedhof umbenannt.
1940 erfolgte die dritte und letzte Erweiterung des Garnisonsfriedhofes. Hier fanden in einem Sammelgrab auch ca. 450 bei Luftangriffen ums Leben gekommene Soldaten, Polizisten und Feuerwehrleute ihre letzte Ruhestätte. In weiteren Gräbern wurden Zwangsarbeiter und 127 erschossene Wehrdienstverweigerer beigesetzt. Erst 1956 erfolgte eine würdige Gestaltung dieser zunächst anonymen Anlage im Gräberfeld A3. Seit 1946 wird der Friedhof offiziell Nordfriedhof genannt. Unweit des deutschen Garnisonsfriedhofs entstand 1945 ein Sowjetischer Garnisonsfriedhof für verstorbene Militärangehörige der Roten Armee. Beide Friedhöfe stehen seit 1987 unter Denkmalschutz.
Zu den bedeutenden Militärs, die auf dem Garnisonsfriedhof begraben liegen, gehören der frühere sächsische Kriegsminister Karl Paul Edler von der Planitz (Foto), der letzte Oberbefehlshaber der sächsischen Armee Carl Adolph von Carlowitz und der preußische General Georg Maercker. Außerdem finden sich hier die Gräber des früheren Präsidenten der sächsischen Landessynode Woldemar Graf Vitzthum von Eckstädt und des Regierungsbaurates Emil Hartmann, der auch das Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges schuf. Gedenksteine bzw. -tafeln erinnern an die Generäle Hans Oster und Friedrich Olbricht, die im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat 1944 erschossen wurden. Zudem gibt es verschiedene Gedenkstätten für im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten, u.a. für die Mitglieder der Dresdner Regimenter.
Bedeutende Grabstätten und Gräber bekannter Persönlichkeiten
Grabstätte |
Todesjahr |
Karl Paul Edler von der Planitz, General, sächsischer Kriegsminister | 1902 |
Heinrich Leo von Carlowitz, Generalleutnant | 1907 |
Johannes Anton Larraß, Generalleutnant | 1908 |
Bernhard Woldemar Weigel, Generalmajor | 1908 |
Otto Ernst Hüttig, Zahlmeister der deutschen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika | 1913 |
Eduard Hummitzsch, Generalmajor (Familiengrabstätte) | 1917 |
Maximilian von Laffert, General | 1917 |
Hans Karl Albert Alexander von Kirchbach, Major | 1918 |
Alphons de Vaux, Generalleutnant | 1918 |
Paul von Hingst, Generalleutnant | 1919 |
Curt von Loeben, Generalleutnant | 1920 |
Georg Ludwig Rudolf Maercker, preußischer Generalmajor, Landeskommandant von Sachsen, Präsident des Kolonialkriegerbundes | 1924 |
Wilhelm Jahn, Generalleutnant | 1924 |
Constantin von Hoenning O'Carroll, Generalleutnant | 1925 |
Adolf von Rabenhorst, General | 1925 |
Alfred Müller, Generalstabsoffizier der Sächsischen Armee, Generalleutnant der Reichswehr, Landeskommandant von Sachsen | 1925 |
Hans Carl Adolph von Carlowitz, General, sächs. Kriegsminister, letzter Oberbefehlshaber der sächs. Armee | 1928 |
Hans von Kirchbach, Generaloberst | 1928 |
Julius Carl Mathias Hoch, Generalleutnant | 1930 |
Felix Barth, General | 1931 |
Gustav von der Decken, Generalleutnant | 1931 |
Hermann von Schweinitz, General | 1931 |
Hans von Watzdorf, Generalleutnant | 1931 |
Arno Thalmann, Generaloberarzt | 1932 |
Max Leuthold, Generalleutnant | 1934 |
Arno Friedrich August Trinckauf, Generalarzt | 1934 |
Woldemar Graf Vitzthum von Eckstädt, General, Präsident der evangel. Landessynode | 1936 |
Charles Garke, Generalleutnant | 1936 |
Emil Hartmann, Bildhauer, Schöpfer der Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs | 1939 |
Gotthard von Timroth, Kaiserlich-Russischer Generalmajor und Georgsritter | 1941 |
August Fortmüller, Generalleutnant | 1942 |
Lothar von Hausen, Korvettenkapitän | 1944 |
Friedrich Olbricht, General, Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 (Gedenkstätte) | 1944 |
Hans Oster, Generalmajor, Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 (Gedenkstätte) | 1945 |
Hans Karl von Kirchbach, Oberstleutnant |
1946 |
Curt Fischer, Professor am Kadettencorps und Oberstudiendirektor der Landesschule |
1949 |
Ingetraut Ludolphi, Kirchenhistorikerin |
2014 |
Familiengrab Klotzsche, Besitzer der Gaststätte “Drachenschänke” | |
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